Archiv für den Monat: März 2012

Wie man sich bettet, so liegt man

Oder: was New York kann, kann Berlin schon lange!

Bereits im letzten Jahr veröffentlichte die koreanische Fotografin Hee Jin Kang unter dem Titel „No sleep“ Matratzen im New Yorker Stadtbild.

Auch in Berlin lassen sich eine Unmenge von verlassenen Matratzen im Stadtbild finden.

Hier einige Berliner Beispiele:

Weiterlesen

Sprachwandel

Hier eine kleine Geschichte, die mir so gut gefallen hat, dass ich sie gerne zu allgemeiner Kenntnis geben möchte.

Während eines Telefonates berichtete mir eine Freundin von einem Erlebnis als Lesepatin in einer Kreuzberger Stadtbücherei.

Sie hatte mit den Kindern das Märchen vom „Rumpelstilzchen“ gelesen, in dem die schöne Müllerstochter vorkommt.

Als die Kinder gefragt wurden, ob sie denn wüssten, was eine „Müllerstochter“ sei, bekam meine Freundin die Antwort, dies sei die Tochter eines „Müllarbeiters“.

Weiterlesen

Wahres Leben – 3

Vor einiger Zeit habe ich den Bericht eines Verkaufspsychologen gesehen, der ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert hat.

Dabei erwähnte er, dass in Supermärkten ganz häufig Obst oder Gemüse der gleichen Sorte und vom gleichen Hersteller sowohl verpackt als auch unverpackt nebeneinander liegen. Er wies darauf hin, dass, obwohl es sich um 100% der gleichen Sorte, die unverpackte Ware immer teurer ist als die verpackte.

WARUM das so ist, erklärte er auch: wir Konsumenten gehen nämlich davon aus, dass unverpackte Ware „frischer“ sei, was natürlich in so einem Fall absoluter Unfug ist.

Seit ich diesen Beitrag gesehen habe, habe ich im Supermarkt meine Augen offen gehalten und heute war es endlich so weit: KIWIS

Weiterlesen

Trendstadt Berlin

Der Fahrrad-Trend

Bekannt ist ja schon seit langem, dass Fahrradkörbe als Abfallkörbe genutzt werden.

Der neueste Trend geht dazu über, auch die Gepäckträger fremder Fahrräder als Mülleimer zu benutzen.

 

Der Pfandflaschen-Trend

Mit wachsender Begeisterung werden Pfandflaschen an allen möglichen und unmöglichen Stellen in der Stadt abgestellt, damit sie eingesammelt und zu Geld gemacht werden können. Mittlerweile gibt es auch eine Initiative, die sich „Pfand gehört daneben“ nennt und die dazu aufruft, die Pfandflaschen unterhalb der öffentlichen Mülleimer zu deponieren. Die Idee an sich ist ja wirklich gut, aber die Konsequenz daraus ist, dass immer mehr zerbrochene Pfandflaschen auf den Bürgersteigen liegen.

 

Der Gackerl-Sackerl-Trend

Es ist so schön festzustellen, dass immer mehr Hundebesitzer zum Doggy bag greifen und versuchen, die Exkremente ihrer Lieblinge nicht als Tretminen anderen Passanten hinterlassen. Nun sieht man aber immer häufiger solche Gackerl-Sackerl (österreichische Bezeichnung für „Hundekottüten“), die es in den Farben blau, braun und schwarz gibt, an den Stellen liegen, an denen die Vierbeiner ansonsten ihr Geschäft hinterlassen.

 

Alle drei Trends zeigen deutlich, dass der Berliner sich sehr wohl mit seiner Umwelt auseinandersetzt,

wenn auch halt auch auf seine Berliner Art:

  • Der Müll wird festgeklemmt, damit er nicht weg fliegen kann,
  • die Gackerl-Sackerl erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit und
  • an den Pfandflaschen lässt sich das Berliner Herz für die Bedürftigen erkennen.

Es wird dem Berliner aber auch richtig schwer gemacht, sich richtig zu verhalten,

  1. wenn es zu wenig Mülleimer im Stadt gibt,
  2. das Pfandgesetz für einen Normalbürger undurchschaubar ist, weil nicht jede Flasche in jedem Geschäft abgegeben werden kann/darf und dann
  3. ist da noch die Frage, ob die Entnahme aus den öffentlichen Mülleimern nicht eine Ordnungswidrigkeit darstellt oder sogar den Tatbestand des Diebstahls erfüllt.

Auf der Webseite von „Pfand gehört daneben“ heißt es, dass „mancherorts das Durchsuchen des Mülls und die Entnahme aus Mülleimern verboten ist“. „Müll tauchen“ oder „Dumpster diving“ oder „Müll-Containern“ hat schon zu Verurteilungen geführt, aber in diesem Fall handelte es sich um die Abfalltonnen von Lebensmittelgeschäften. Ich habe versucht, herauszufinden, ob die Entnahme irgendwelcher Gegenstände aus den „Papierkörben“ der BSR ebenfalls einen Straftatbestand erfüllt. Leider konnte mir niemand, auch kein BSR-Mitarbeiter, eine definitive Antwort geben. So mal nebenbei, die orangen Müllbehälter im Straßenbild werden von der BSR wirklich als „Papierkorb“ bezeichnet, der auch in vielen Fällen noch einen Zigaretteneinwurf hat!

Eine wirklich kreative Lösung, um der Pfandflaschen-Scherben auf den Straßen Herr zu werden, hat Paul Ketz entwickelt:

den Pfandring

 

Wie dieser funktioniert, sieht man bei youtube

 

Wie aber mit dem Gackerl-Sackerl umgehen, wenn sich weit und breit kein Mülleimer finden lässt? Bereits im Mai 2007 wusste der Tagesspiegel unter dem Titel „Ein Korb für den Papierkorb“ zu berichten, dass sich einige Berliner Bezirke entschlossen haben, in den öffentlichen Parkanlagen die Mülleimer entweder vollständig abzubauen oder auszudünnen. In einer Pro & Contra Umfrage sprachen sich dann – verständlicherweise –  83,3 % der Leser für den Erhalt der Papierkörbe in den Parks aus. Ich schlage vor, dass die Tüten den Hundebesitzern in Signalfarben zur Verfügung gestellt werden, damit nicht nur das Stadtbild und die Parks noch etwas bunter werden, sondern auch als Warnhinweis für die Fuß-und Spaziergänger.

Wirklich daneben ist das Verhalten, fremde Fahrradkörbe oder Gepäckträger als „Papierkörbe“ zu benutzen.

Der Müllkasten in der Klopstockstraße – Eine

übriggebliebene Grundstücksecke

Beim Bau der Stadtbahn, also vor vielen, vielen Jahren, ist an der Ecke der Klopstock- und Flensburger Straße eine sogenannte Baumaske übriggeblieben, d.h. der Besitzer des Grundstückes Klopstockstr. 25, ein Rittergutsbesitzer, behielt die Spitze des Geländes an der Ecke der beiden Straßen, weil sie für den Bahnbau nicht gebraucht wurde.

Dieses Gelände erfreut sich nun des anmutigen Namens „Der Müllkasten an der Klopstockstraße“. Im Mai 1924 ersuchte das Bezirksamt Tiergarten die Baupolizei, für die Instandsetzung des Geländes zu sorgen, weil es zur Ablagerung von allerhand Unrat benutzt wurde. Dem Grundstücksbesitzer ging auch eine polizeiliche Verfügung zu, den „Vorgarten“ ordnungsgemäß anzulegen. Der Besitzer erhob aber Einspruch mit der Begründung, daß es sich um keinen eigentlichen Vorgarten handle und daher die gesetzlichen Bestimmungen über Vorgärten nicht in Anwendung gebracht werden könnten.

Der Mann bekam recht, und der „Müllkasten“ blieb. Auch ein Versuch des Eisenbahnfiskus zum Erwerb der Ecke scheiterte, weil der Eigentümer des Restgrundstückes erklärte, eine Hypothek nicht beseitigen zu können, die auf dem Grundstück ruhe, und die nach der Auswertung ihrem Betrage nach höher sei als der ursprünglich vereinbarte Kaufpreis für den Geländestreifen.

Jetzt hat nun der Polizeipräsident dem Besitzer aufgegeben, das Grundstück Ecke Klopstock- und Flensburger Straße durch einen hohen Zaun umgeben zu lassen, damit es nicht mehr als Abladestelle benutzt werden kann. Dieser Aufforderung ist jetzt [1926] entsprochen worden. (Vossische Zeitung, Morgenausgabe, 17. Dezember 1926)

Mit dem Bau der Stadtbahn im Jahre 1875 wurden auch die Bauarbeiten für den Bahnhof „Bellevue“ begonnen, der am 7. Februar 1882 eröffnet wurde.

Fast zwei Jahre benötigte die Obrigkeit, um den vielleicht schlitzohrigen Besitzer des Grundstückes davon zu überzeugen, gegen die Vermüllung seines Grundstückes vorzugehen. Erstaunenswert finde ich, dass Bezirksamt und Polizei sich überhaupt um den „Müllkasten“ gekümmert haben. Schade, dass es kein Foto von dem „Müllkasten“ gibt.

Das Grundstück, das 1926 als „Müllkasten“ bezeichnet wurde, hat heute die Hausnummer 5. Auch heute gibt es noch einen kleinen „Vorgarten“, der ja  angeblich keiner ist, aber der hohe Zaun ist nicht mehr vorhanden. Doch anscheinend wird der Ort immer noch ein wenig als „Müllkasten“ genutzt.

Von „Müllkasten“ kann also nicht mehr die Rede sein, auch wenn sich im Gebüsch vereinzelt Pappbecher und Dosen finden lassen.

Sollten heute die Ordnungsämter auf die Idee kommen, alle „Müllkästen“ im öffentlichen Raum mit hohen Zäunen umgeben zu lassen, Berlin wäre dann wohl vollständig verbrettert und vernagelt.

Und dann noch ein weiterer kleiner historischer Hinweis zur Flensburger Straße.

Von der gegenüberliegenden Straßenseite, Flensburger Str. 12 (heute Flensburger Str. 22) schrieb 1895 ein berühmter Zeitgenosse, der sich im Exil in Berlin befand, folgendes an seine Mutter in Simbirsk:

Ich bin hier gar nicht schlecht untergekommen : es sind nur wenige Schritte zum Tiergarten (einem herrlichen Park, dem schönsten und größten von Berlin), zur Spree, in der ich täglich bade, und zur Stadtbahnstation. Die Bahn durchquert die ganze Stadt (über den Straßen): alle 5 Minuten fährt ein Zug, so daß die Verbindung mit der <<Stadt>> (Moabit, wo ich wohne, gilt eigentlich schon als Vorort) sehr bequem ist …“ (zit. nach H.Weber, Lenin, rororo 50168, S.31)

Gemessen an den Worten Lenins hat sich einiges geändert: Moabit ist jetzt Berlin-Mitte, in der Spree sollte man vielleicht doch nicht baden und einen 5-Minuten-Takt bei der S-Bahn wünschen sich sicher viele. Dafür ist der Tiergarten immer noch ein „herrlicher Park“.

 

Sinn des Lebens

Um es gleich vorweg zu sagen, dies ist kein philosophischer Beitrag, auch wenn der Titel dies suggeriert.

In diesem Beitrag soll das kurze Leben einer Papiertüte vorgestellt werden, deren Lebenserwartung deutlich unter der von Ephemeroptera (Eintagsfliege) liegt.

Mit einer kleinen Kaffeepause unterbreche ich meine Literaturrecherchen in der Bibliothek. Es gibt einen Cappuccino und einen Apfel-Zimt-Muffin.

Weiterlesen