Sprachwandel

Hier eine kleine Geschichte, die mir so gut gefallen hat, dass ich sie gerne zu allgemeiner Kenntnis geben möchte.

Während eines Telefonates berichtete mir eine Freundin von einem Erlebnis als Lesepatin in einer Kreuzberger Stadtbücherei.

Sie hatte mit den Kindern das Märchen vom „Rumpelstilzchen“ gelesen, in dem die schöne Müllerstochter vorkommt.

Als die Kinder gefragt wurden, ob sie denn wüssten, was eine „Müllerstochter“ sei, bekam meine Freundin die Antwort, dies sei die Tochter eines „Müllarbeiters“.

In Kluges „Etymologischem Wörterbuch der deutschen Sprache“ heißt es unter dem Stichwort „Müll“, dass es sich aus dem mittelhochdeutschen Wort „müllen“ ableitet, was wiederum „zerreiben“ oder „zermahlen“ bedeutet und zur Sippe von „mahlen“ und „Mehl“ gehört.

„Müll“ bezeichnete aber auch die Abfallprodukte, die während des Kornmahlens entstanden.

Insofern sind die Kreuzberger Kinder ja vielleicht auch im Recht, wenn sie der Ansicht sind, dass das schöne Mädchen die Tochter eines Müll-Arbeiters war.

Kinder sind halt sprachliche Multitalente oder vielleicht doch eher Mülltitalente?

 

3 Gedanken zu „Sprachwandel

  1. Stefan

    Hallo Eva,

    in der Titanic stand vor wenigen Jahren, dass der häufigste deutsche Nachname wohl in Zukunft Sondermüller sein werde.

    Gruß, Stefan

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  2. wkn

    Ja, so ändern sich die Sprachgewohnheiten. Mit fallen da noch zwei Beispiele ein, die zwar nicht direkt mit Müll zu tun haben, aber auch jede Menge „Schei…“ produzieren:
    1. Beispiel:
    Rotbunt Kuh, Scharzbunt Kuh, Lila Kuh
    Wer von den Stadtkindern kennt denn noch eine Rotbunt- oder Schwarzbunt-Kuh. Die „Lila Kuh“ ist sicherlich viel bekannter. So kann man auf der Milka Homepage nachlesen, dass 1995 in Bayern 40.000 Kinder bei einem Wettbewerb eine Kuh ausmalen sollten und ein drittel der Kinder hat die Farbe lila gewählt.
    2. Beispiel:
    Wie heißt „Elch“ auf Schwedisch? Richtig! IKEA…
    Viele kennen sicherlich den Comic mit den deutschen Touristen in Schweden, die zum ersten Mal einen richtigen Elch sehen und laut ausrufen: „Schau mal, ein Ikea“.

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