Um es gleich vorweg zu sagen, dies ist kein philosophischer Beitrag, auch wenn der Titel dies suggeriert.
In diesem Beitrag soll das kurze Leben einer Papiertüte vorgestellt werden, deren Lebenserwartung deutlich unter der von Ephemeroptera (Eintagsfliege) liegt.
Mit einer kleinen Kaffeepause unterbreche ich meine Literaturrecherchen in der Bibliothek. Es gibt einen Cappuccino und einen Apfel-Zimt-Muffin.
Der Muffin, der schon einen kleinen Papierrock trägt, wird mit einer zweiten Papiertüte, die an zwei Seiten offen ist, ummantelt. Warum? Ist dem Muffin kalt?
Warum diese zweite Papiertüte? Ich frage die freundliche Mitarbeiterin, die auch keine Antwort darauf hat. Wir kommen beide zu dem Ergebnis, dass der Lebenssinn dieser zweiten Tüte im Wegwerfen liegt.
Lebenslauf einer Tüte
Ob für die Herstellung des Papiermantels nun ein Baum gefällt wurde oder Altpapier genutzt wurde, sei mal dahin gestellt. Die Tüte wird hergestellt, was Produktions- und Energiekosten verursacht. Das fertige Papierprodukt wird vom Hersteller durch die Lande gekarrt – wieder Energiekosten – und landet dann irgendwann in einer Café-Filiale auf dem Teller eines Konsumenten, der diese Tüte aber überhaupt nicht konsumiert.
Exkurs
Im lateinischen Wörterbuch finde ich unter dem Stichwort „con-sumo, -sumpsi, -sumptum“ unter anderem die Bedeutung „verzehren“ aber auch die Bedeutungen „vergeuden, unnütz verstreichen lassen, verbrauchen und verprassen“.
Also wird die Tüte doch konsumiert, zwar nicht im Sinne von verzehren, sondern im Sinne von vergeuden und verprassen.
Aber zurück zu dem Beispiel.
Gehen wir davon aus, dass in dem Café die Abfälle fein säuberlich getrennt werden, dann landet der Papiermantel also im Altpapier. Überspringen wir die Wege vom Sammeln zum Altpapierhändler, dann landet die Tüte irgendwann wieder in der Papierproduktion und wird vielleicht wieder ein Muffinmantel.
Wo also liegt der Sinn dieser Papiertüte, außer dass ein Produkt geschaffen wird, dass keinen Sinn macht, aber anscheinend ein effektives Wirtschaftsmittel darstellt, mit dem sich Geld verdienen lässt?
Der Lebenssinn der Tüte
Man stelle sich einen Muffin vor, der doppelt verpackt auf einem Teller liegt und gegessen werden möchte. Schon allein die Vorfreude auf diesen Genuss lässt einem das Wasser im Munde zusammen laufen. Die Begierde auf den Muffin erhält durch Papiermantel und -rock noch einen zusätzlichen Reiz, denn vor dem Genuss muss das Objekt der Begierde auch noch entkleidet werden, was die Lust auf den Muffin nur noch steigert. Und genau darin besteht der Lebenssinn der Papiertüte:
Ich glaube eher, dass der Lebenssinn der „großen“ Tüte darin besteht, als Teller zu dienen, und damit Du mit Deinem Muffin nicht in der Stabi-Cafeteria herumkrümelst, was sonst wahrscheinlich passiert wäre….Oder aber, meine 2. wohlwollende Überlegung: Falls Du diesen Riesen-Muffin nicht schaffst, kannst Du die Tüte als doggy-bag nutzen… . Doch wer hat diesen Muffinmantel bestellt? Die Stabi, der Caterer, der Senat von Berlin?
Fragen über Fragen!
Die Tüte gab es nicht in der Stabi-Cafeteria sondern bei der Bagel Company.
Kompliment an Janne! Super, wie sie den Lebenssinn der Tüte begründet hat! Aber: ich bleibe trotzdem dabei, daß u.a. ein Sinn unseres Lebens darin bestehen sollte,
trotz evtl. begründbarer Lebenssinne von Tüten u.a. unnötigen Verpackungen, auf Luststeigerung in diesem Bereich möglichst zu verzichten! Gibt es nicht bessere Lüste, die gesteigert werden könnten?