Der See des Vergessens

Auf der Landesgrenze Brandenburg / Mecklenburg-Vorpommern liegt, ganz in der Nähe des Geburtshauses von Max Schmeling in Klein Luckow, der Demenz-See.

Der Demenz-See ist einer der schönsten Seen des Kreises. Seine Ufer sind auf weite Strecken mit Bäumen und Sträuchern bewachsen und allenthalben von Schilf umsäumt. Durch eine kleine, etwa von der Mitte des Westufers vorspringende, bewaldete Halbinsel wird der See in einen nördlichen und einen südlichen Abschnitt gegliedert. Wunderschöne Ausblicke bieten sich von der Spitze dieser Halbinsel an.*

Ich bin zu diesem See gefahren, da ich mir in diesem Sommer das Ziel gesetzt hatte, so viele uckermärkische See wie möglich kennen zu lernen.

Irgendwie habe ich einen kleinen Feldweg zum Westufer des Sees gefunden, der in einer Sackgasse endete. Dort am Ende des Weges gab es einen kleinen Pfad, der direkt zum See führte.

Ich suchte eine Badestelle. Am Westufer des Demenzsees gibt es viele kleine Stellen, an denen man baden könnte. Ich schreibe mit Bedacht „könnte“, denn überall in den kleinen Buchten wimmelte es von Müll. OK – ich übertreibe ein wenig.

Schon der Müll deutete darauf hin, wie diese kleine Stellen genutzt wurden, an einigen Stellen waren dann auch Angler zu sehen.

Sowohl am Uferrand als auch im Wasser lagen eine Unzahl an Blechdosen. Angler benutzen diese häufig, um ihre Würmer in diesen Blechdosen zu transportieren.

Neben diesen scharfkantigen Gegenständen gab es auch noch jede Menge Zigarettenkippen, leere Flaschen und Kronkorken, die darauf hin deuten, wie sich die Angler die Zeit vertrieben haben, bis ein Fisch anbiß.

Kleinere und größere Papierfetzen ließen sich ebenfalls finden, von denen es sich bei einigen um Bonbonpapier handelte und andere nicht mehr zu identifizieren waren.

Zwei Artefakte waren von sehr persönlicher Natur: ein Kamm und eine Hundesteuermarke.

Für Unterwasserarchäologen waren und sind die Uferbereiche von Seen schon immer eine Fundgrube. Lassen sich hier doch viele Objekte finden, die auf das Leben der Uferbewohner schließen lassen. Die meisten Unterwasserobjekte haben sich gut erhalten, da sie sich unter Luftabschluss befanden.

Auch unsere heutigen Hinterlassenschaften werden sicher gut im Wasser konserviert.

Baden gehen mochte ich dann doch nicht in dem See, da ich Angst hatte, dass ich mir an den scharfkantigen Gegenständen im Wasser die Füße hätte verletzten können.

Ich vermute mal, dass der Demenzsee den hinterlassenen Müll nicht vergessen wird.

Es wird übrigens vermutet, dass der See früher „Der Mentz See“ geheißen hat, was sich sprachlich zu „Demenzsee“ verschliffen hat.

*W.Effenberger, Heimatkalender des Kreises Prenzlau, 1940, S. 73

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