MNS – Mitnichten Nur Sicherheit

In den letzten Monaten ist ein Artefakt im öffentlichen Raum aufgetreten, das bisher ein verstecktes Dasein in Krankenhäusern und Artzpraxen fristete:

Der Mundschutz oder auch OP-Maske genannt.

In pandemischen Zeiten besser bekannt als: Mund-Nasen-Schutz, abgekürzt MNS.

Würde die Abfallbeseitung nicht hauptsächlich über die thermische Entsorgung (Verbrennung) funktionieren, sondern über Mülldeponien, dann wären diese Masken ein sehr schönes Forschungsobjekt.
Man stelle sich nur vor, wie Archäologen während eines Schnittes durch den Müllberg auf diese Masken treffen, die dann vielleicht neben verpackten Lebensmitteln liegen, die auch noch ein Mindesthaltbarkeitsdatum aufweisen. Da bleibt dann die Frage, warum ab Mai 2020 auf einmal so viele Masken zu finden sind?
Noch viel interessanter: die Masken gibt es aus Papier, aus Baumwolle, aus Polyester, aus Mischgewebe, einfarbig, mehrfarbig, mit Muster und auch mit Sprüchen bedruckt.

Ja, auch Masken aus Papier werden höchstwahrscheinlich nachweisbar sein, da Papier unter Luftentzug eher „zur Mumifizierung als zum Zerfall neigt“. Das archäologische Potential, das in diesem Artefakt liegt, ist schier unerschöpflich.
Noch viel besser, dieses Artefakt ist nicht lokal oder regional begrenzt, nein, es lässt sich weltweit finden. Dies wiederum veranlasst die Frage, ob es länderspezifische Merkmale gibt und damit die Variationsbreite dieser Masken ins Unendliche wächst.

Natürlich werden sich die Archäologen auch mit dem Ursprung dieser Masken beschäftigen. Ob sie in der Lage sein werden, diesen in China oder generell in Asien zu verorten, wo Mund-Nasen-Schutz-Masken schon sehr lange im öffentlichen Leben in Erscheinung treten?
Wie konnte es sein, dass ein so kleiner Gegenstand die Welt eroberte?

„Influencer“, ein Wort, welches sich immer mehr in unserem Sprachgebrauch breit gemacht hat, geht auf das lateinische Verb „influere“ zurück, wird in unserer anglizierten Welt mit „c“ geschrieben, so dass es sich von dem Wort „Influenza“ , welchem die gleiche lateinische Wurzel zugrunde liegt, zumindest schriftlich distanziert, sprachlich weniger. Sowohl der Influencer als auch die Influenza wollen in uns eindringen, der eine will unser Denken und Handeln beherrschen und die andere unser Immunsystem.

Längst ist der MNS zum Thema für Mode-Influencer geworden, das Netz ist voll damit. Influencer dringen in unsere Köpfe, damit wir uns ganz trendig vor das in unsere Körper eindringende Virus schützen können.

Auch in ur- und frühgeschichtlichen Zeiten hat es Modetrends gegeben. Die archäologische Forschung kennt sich besonders gut mit der Kleidung von Ötzi aus, die bis in die letzte Faser analysiert wurde. Ich erinnere mich, dass ich mich während des Studiums mit bronzezeitlichen Trachten in Dänemark zu beschäftigen hatte. Besonders gut lässt sich der modische Zeitgeist an Moorleichen oder Kurgan-Bestattungen in Sibirien untersuchen.

Die häufigsten Tragetrends der MNS sind auf den nachfolgenden Bildern dargestellt:

Eine vierte Tragevariante wird von den sogenannten „Querdenkern“ bevorzugt:

Besonderer Beliebtheit erfreuen sich die Masken auch als Arm- oder Ohrschmuck:

Aber nicht nur Menschen schmücken sich mit diesen Masken, die Masken dienen zum Beispiel auch der Verschönerung des Autoinnenraums, dort werden sie in der Regel am Rückspiegel angebracht:

Für die bevorstehenden Festtage wäre auch vorstellbar, die Masken als Weihnachtsbaumschmuck zu verwenden, dank der zwei langen Seitenösen sind sie geradezu prädestiniert dafür.

Gut, dass Homo sapiens von der Evolution mit zwei außen liegenden Ohrmuscheln ausgestattet wurde, die es ihm erlauben, in pandemischen Zeiten MNS-Masken zu tragen, um sich selbst und andere zu schützen. In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern, dass sie „negativ“ durch die nächsten Monate kommen.

 

 

Ein Kommentar zu “MNS – Mitnichten Nur Sicherheit”

  1. Ursula Schröder schrieb:

    Dez 09, 20 at 13:06

    .. es hat mich wieder sehr amüsiert – trotz oder gerade wegen des Ernstes der momentanen verrückten Lage und außerdem auch wieder weiter gebildet…..
    Danke, Eva!


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