Zurzeit beschäftige ich mich mit Gegenständen, die häufig nutzlos in der Gegend herumliegen und denen auch archäologisch nur wenig Beachtung geschenkt wird, es sei denn, ein Vertreter dieser Gattung ist aus Basaltlava hergestellt, kommt aus der Eifel und wurde von den Römern bis nach Britannien exportiert.
Die Rede ist von Reibplatten, Mahltrögen und Drehmühlen.
Schon die Jäger und Sammler waren darauf angewiesen, stärkehaltige Gräser und Wildgetreide zu zerstoßen, damit sie zur Speise dienten, da Homo sapiens, wie alle wissen, keine zwei Mägen hat, um diese Lebensmittel zu verdauen.
Am Anfang funktionierte dieser Zerquetsch-Prozess durch einfaches Zerstoßen: der Mörser war erfunden.
Mit dem Übergang zur Sesshaftigkeit erschienen Reibplatten und Reibschalen auf der Liste der Haushaltsgegenstände. Der technische Fortschritt lag vermutlich darin, dass auf einer breiteren Fläche mehr Getreide zermahlt werden konnte, als dies mit dem Mörser der Fall war. Der Nachteil dieser Methode war das unkontrollierte Herabfallen des Mahlgutes nach allen Seiten.
Also wurde der Mahltrog erfunden, der an drei Seiten geschlossen war, so dass das Mehl nur einen Ausgang finden konnte.
Aber das Mahlen auf Reibplatten und Mahltrögen ist eine schweißtreibende Arbeit, so dass ein kluger Vorfahre auf die Idee einer Drehmühle kam.
Diese wurde am Anfang weiterhin mit menschlicher Muskelkraft in Bewegung gebracht, im Laufe der Zeiten erkannte man dann, dass dieses Gerät auch von Tieren, Wasser und Wind betrieben werden konnte.
Als dann die Elektrizität erfunden wurde, war es nur noch ein kleiner Schritt zur elektrischen Mühle, die bar jeder Muskelkraft Mehl mahlen kann.
Archäologisch lässt sich an dieser Fundgattung wunderschön der technische Fortschritt der Menschheit erklären.
Schon Karl Marx schrieb im 1. Band seines Kapitals, dass „sich die ganze Entwicklungsgeschichte der Maschinerie an der Geschichte der Getreidemühlen verfolgen lässt. Die Fabrik heißt im Englischen immer noch <mill>„.
Müll-archäologisch sind die Mahlsteine das Paradebeispiel schlechthin, hat das Wort „Müll“ doch seinen Ursprung in der Getreideverarbeitung. Als Müll wurden die Reste des Mahlvorganges bezeichnet, die nicht mehr verwendet werden konnten und im Laufe der Zeiten degenerierten die Mahltröge, Reibplatten und Drehmühlen zu nutzlosen Gegenständen – zu Müll.
Durften früher diese Gegenstände in keinem Haushalt fehlen, hatten sie sogar einen festen Platz in der Hütte, da sie ein Werkzeug darstellten, welches das Überleben sicherte, so fristen sie heute ein bedeutungsloses Dasein. In ländlichen Gebieten, auf Feldern, unter denen sich ur- und frühgeschichtliche Siedlungen befinden, treten diese Arbeitsgeräte nun seit Jahrhunderten wieder an die Oberfläche. Aber niemand ist mehr daran interessiert, so dass sie auf Steinhaufen landen, in Häuser eingebaut werden oder als Gartendekor Verwendung finden. Eine Form von Recycling?
Auch wenn diese aus Stein hergestellten und überlebenswichtigen Objekte in der archäologischen Wissenschaft nur eine untergeordnete Rolle spielen, so gibt es Menschen, die ihr Herz daran verloren haben. In der Regel sind dies ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger, die keine Mühe scheuen, diese Gegenstände zu sammeln und auch auszustellen.
Einer dieser Sammler war Wilhelm Wever. Über 40 Jahre hat er Reibsteine, Mahltröge, Drehmühlen und Wassermühlen gesammelt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Am 9. September findet wie jedes Jahr der Tag des offenen Denkmals® statt und die Mahlsteinsammlung von Willi Wever in Neu Kleinow freut sich auf einen Besuch unter dem Motto: Entdecken, was uns verbindet.
K. M. hat es auf den Punkt gebracht.