Am Montag fand die Auftaktveranstaltung der Europäischen Woche der Abfallvermeidung 2017 statt, die in diesem Jahr vom 18. bis zum 26. November, wie im Titel schon erwähnt, in ganz Europa zelebriert wird.
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Die Eröffnungsveranstaltung in Berlin stand unter der Maxime den Dingen ein zweites Leben zu geben und statt Dinge wegzuwerfen, diese mal zu reparieren,
so dass sich alle Vorträge dem Thema „Reparatur“ widmeten.
Verwundert haben mich Aussagen, dass Dinge doch bitte drei bis fünf Jahre halten sollen, statt nur ein Jahr.
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass es einmal eine Zeit gegeben hat, in der Dinge mindestens zehn, wenn nicht sogar zwanzig Jahre und länger gehalten haben – auch weil sie reparierbar waren. Aber diese Zeiten sind endgültig vorbei – und wenn ein Auto bei guter Pflege länger als zehn Jahre hält, dann gibt es eine CO2-Verordnung, die das Auto alt aussehen lässt oder den Halter.
Die Woche heißt Abfall-Vermeidung. Natürlich bedeutet Reparatur von Dingen auch Abfallvermeidung, aber ich verstehe unter Abfallvermeidung etwas ganz anderes.
Als Frau oder Herr Mustermann nehme ich Abfall vor allem im alltäglichen Leben wahr und zwar beim Einkauf. Ich glaube, dass ich hier niemandem erklären muss, wie viel Abfall ein Einkauf im Supermarkt bedeutet: alles ist und jedes ist verpackt.
Beispiel: an der Wursttheke, die ich schon deshalb aufsuche, weil ich weniger Plastikmüll nach Hause trage möchte, bekommt das Stückchen Wurst zunächst eine Plastikfolie als Unterwäsche und darüber ein Kleidchen aus Papier. Damit aber noch nicht genug: zum Ausgehen, sprich, damit es die Ladenkasse passieren kann, wird es noch in einen Mantel, also eine Papiertüte, gepackt.
Wenn ich dann bei diesem Verpackungsirrsinn aufschreie, dass die Wurst auch nackt in die Papiertüte wandern darf, ernte ich in der Regel entsetzte Gesichter. Kein Verkäufer will daran schuld sein, wenn die Wurst ihr Fett nach außen abgibt.
Das Fett bekommen die Verbraucher sowieso ab, werden sie doch als Müllproduzenten betitelt.
Wie sollen Verbraucher Abfall in Form von Lebensmittelverpackungen vermeiden, wenn Lebensmittelhygienerichtlinien den Herstellern Tor und Tür öffnen!?
„Verpackungen von Lebensmitteln haben eine Schutz-, Lager- und Transportfunktion und sind Träger wichtiger Informationen. Die Verpackung schützt Lebensmittel vor Umwelteinüssen (z. B. Licht, Feuchtigkeit), vor Verunreinigungen und Beschädigungen. Somit gewährleisten Verpackungen die hohe Qualität, Sicherheit und Angebotsvielfalt der Lebensmittel.
An Verpackungen richtet sich eine Vielzahl besonderer rechtlicher Anforderungen. Besonders wichtig ist der Informationsfluss in der Lieferkette, um geeignete, rechtskonforme Verpackungen für jeden Anwendungsfall bereitzustellen.“ (zit. nach Bund für Lebensmittel und Lebensmittelkunde e.V)
Eine Woche der Abfallvermeidung finde ich ja ganz nett, aber letztlich werden nur die Symptome und nicht die Krankheit behandelt, da hilft auch alles Reparieren, Trennen, Recyclen und Upcyclen überhaupt nichts und Ressourcenschutz wird zur Worthülse: der Müll bleibt und verschwindet nicht, aber dafür gibt es ja die energetische Verwertung.
Vielleicht sollte in der Woche der Abfallvermeidung ein europäischer Bazar stattfinden, der jedes Jahr in einer anderen europäischen Stadt stattfinden würde, so wie es auch jedes Jahr eine europäische Kulturhauptstadt gibt.
Auf diesem europäischen Bazar könnte dann, in Anlehnung an einen orientalischen Bazar, jedes Land seine landesspezifischen Produkte verpackungsfrei anbieten.
Wären wir noch Jäger und Sammler, so würde uns eine Abfallvermeidungswoche überhaupt nicht interessieren, denn die meisten Dinge, die wir benutzen würden, wären biologischen Ursprungs und würden verrotten, vielleicht nicht gerade die Feuersteinabschläge, aus denen wir unsere Jagdwaffen herstellen. Diese Abschläge würden wir einfach an Ort und Stelle liegen lassen, damit sie zukünftigen Archäologen dazu dienen, unseren Lagerplatz zu identifizieren.
PS.: Ganz zum Schluss möchte ich auf eine Reparaturseite aufmerksam machen, die ich während der oben genannten Veranstaltung kennengelernt habe und von der ich denke, dass sie dem einen oder anderem nützlich sein kann:
Ich repariere auch gerne etwas; zumindest versuche ich es. Ifixit hat mir da auch schon oft geholfen. Aber das reparieren wird nicht gerade einfacher. Was auch zu bedenken ist: Immer neuere Geräte kommen immer schneller auf den Markt, so wird der Wunsch nach neuem geweckt ohne das das alte kaputt ist. Deshalb immer vor dem Neukauf sich selber befragen ob das neue wirklich besser ist.