Die Nachhaltigkeit der Plastiktüte

In der letzten Woche war ich mit einem Plastiktüten-Projekt auf Anfrage des Deutsch-Kirgisischen-Kulturvereins auf der ShopImport-Messe im Bildungsprogramm dabei.

Ich hatte mir im Vorfeld so meine Gedanken gemacht, Plastiktüten aus aller Welt zusammengetragen, Info-Blätter ausgearbeitet, eine Fotoshow mit Plastiktüten aus aller Welt zusammengestellt und viele Alternativen gesammelt. Welche Möglichkeiten es gab, das ganze Material zu installieren bzw. vorzustellen, war mir im Vorfeld nicht bekannt.

Mit Hilfe von Christine, einer amerikanischen Textilgestalterin und zwei Garderobenständern war dann ganz schnell eine Plastiktüten-Installation aufgebaut, die mir doch wahrhaftig eine Besucherin abkaufen wollte.

Kaum war die Installation aufgebaut, war Christine auch schon in ihrem Element. Ausgestattet mit Schere, Bügeleisen, Backpapier, Nadel und Faden begann sie sofort kreativ mit den Plastiktüten zu arbeiten.

Eva und Shirin waren fleißige Helferinnen und präsentierten dann auch noch den Plastikrock und die Plastikschürze.

 

Galiya, die die Informationsblätter ins Russische übersetzt hatte, steuerte noch einen aus Plastik gehäkelten Badezimmervorleger dazu, den sie von ihrer Schwägerin aus Osh geschenkt bekommen hat. Dieser Badezimmervorleger war der Renner. Leider habe ich kein Foto davon!

Eigentlich sollte ich immer mal wieder einen Vortrag zum Thema „Plastiktüte“ halten. Aber ganz schnell stellte sich heraus, dass es viel besser war, mit den Besuchern, die zu uns an den Stand kamen und fast alle Fragen zum Thema „Up-Cycling“ hatten, ins Gespräch zu kommen und auf diese Weise auf den Wegwerfartikel „Plastiktüte“ aufmerksam zu machen.

Es gab tolle Gespräche, so zum Beispiel mit einer Rechtsmedizinerin und einem Herrn von der Plastikindustrie.

Aber es gab auch eine Begegnung der 3. Art.

Eine Besucherin erklärte mir allen Ernstes, dass es ganz toll sei, dass die Vögel nun Plastikreste zum Nestbau verwenden und dieses Material ganz kunstvoll in die Nester einweben. Darauf aufmerksam gemacht, dass „Plastik-Nester“ wasserdicht sind und die Küken oft in solchen Nestern ertrinken, entgegnete sie, dass die Sonne das Wasser in den Nestern verdunste. Sie müsse schließlich auch in ihrem Gartenteich im Grunewald deshalb täglich Wasser nachfüllen. Ich sagte ihr, dass dies in meinem Weddinger Gartenteich nicht der Fall wäre, worauf hin sie meinte, dass die Sonne im Wedding weniger intensiv scheine als im Grunewald. Auch lernte ich von ihr, dass das ICC abgerissen werden müsse, weil die Ratten das ganze im ICC verbaute Plastik aufgefressen hätten. An dem Punkt war Schluß, ich habe mich geweigert, mit dieser Frau auch nur noch ein Wort zu reden.

Heutzutage ist immer die Rede von Nachhaltigkeit. Kein Politiker, der nicht ständig das Wort in den Mund nimmt, auch wenn er es überhaupt nicht versteht und in der Regel falsch benutzt.

Nachhaltigkeit ist ein Begriff aus der Forstwirtschaft: Was ein Förster heute erntet, hat sein Vorgänger gesät und was der Förster heute sät, erntet sein Nachfolger. Eigentlich ganz einfach. Holz ist dadurch immer verfügbar.

Aber wie kann man das auf die Plastiktüte übertragen? Wenn Erdöl nachwächst, dann sicher erst in Millionen von Jahren. Wenn die Menschheit längst ausgestorben ist, ist dieser Rohstoff vielleicht wieder verfügbar.

Aber ohne Plastik funktioniert unser Leben schon lange nicht mehr. Die Plastiktüte ist sicher das letzte was wir wirklich brauchen, deshalb heißt das Zauberwort:

 

R E D U Z I E R E N

 

 

und die Moral von der Geschicht‘

Plastiktüten nimmt man nicht!

2 Gedanken zu „Die Nachhaltigkeit der Plastiktüte

  1. usch

    wie wahr! und wie Du/ihr das geschafft habt, so ein ernstes Problem mit so viel Witz und Humor und Kreativität an die Leute zu bringen! Und leider immer noch so viel Dummheit ( „Begegnung der 3.Art“! Unglaublich! R E D U Z I E R E N!)

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