To-go-Pfand

Als ich gestern die Schlagzeile „Gegen Pappbecher-Müll: Senat prüft Abgabe auf Verpackungen“ der Berliner Morgenpost sah, war ich kurzfristig der Ansicht, dass mein Artikel über den Walk of Waste Früchte getragen hat. Dies ist sicher ein Trugschluss, denn der Senat wird sich ja wohl nicht erst seit vorletzter Woche mit dem Thema Verpackungsmüll im öffentlichen Stadtraum beschäftigen.

 

 

Wie die Morgenpost schreibt, ist eine Sonderabgabe für die Reinigungskosten auf To-Go-Verpackungen angedacht, die direkt an die Reinigungsdienste weitergeleitet wird.

Ich frage mich, was eine solche Sonderabgabe bringen soll? Die BSR und die anderen Reinigungsdienste werden damit sicher mehr Geld in die Kassen bekommen, aber ich wage zu bezweifeln, dass dadurch solche Bilder wie der Walk of Waste aus dem Stadtbild verschwinden werden, denn dies würde nicht nur mehr öffentliche Müllkörbe, sondern auch einen häufigeren Einsatz der Straßenreinigung – auch an Sonntagen – voraussetzen.

Zwei meiner Leser, die dies leider nicht als Kommentar auf dem Walk of Waste hinterlassen haben, waren der Ansicht, dass auf die to-go-Verpackungen Pfand eingeführt werden sollte.

Prinzipell ist das keine schlechte Idee. Aber wie wir es ja vom Dosen- und Flaschenpfand kennen, wird das dann eine sehr komplizierte Angelegenheit. Ich sehe schon die verschiedenen to-go-Pfandkategorien vor mir:

Pizza-Karton: 20 Cent, Pappbecher tall: 50 Cent, Pappbecher medium: 75 Cent und Pappbecher grande: 1 Euro, Cellophanpapier: 15 Cent, Papiertüte: 5 Cent, …

Dann wäre noch die Frage zu beantworten, wo der to-go-Verpackungsmüll abzugeben wäre: nur bei dem to-go-Shop, wo das betreffende Lebensmittel gekauft wurde oder bei jedem to-go-Händler? Vermutlich wird es dann wieder Ausnahmen für die großen to-go-ler geben, die nur ihren eigenen Verpackungsmüll zurücknehmen müssen.

Warum macht sich eigentlich niemand Gedanken zum Thema „Müllvermeidung“?

Bekanntlich ist Geiz ja geil. Ich stelle mir vor, dass der Käufer für jedes Lebensmittel, das er oder sie als zum Verzehr außer Haus, sozusagen als Picknick erwirbt, nicht nur den Preis für das Lebensmittel, sondern auch noch einen Preis für die jeweilige Verpackung zu zahlen hat. Dem Kaffee, der vielleicht 1 Euro kostet, werden dann noch 2 Euro für den Pappbecher aufgeschlagen, so dass dann 3 Euro für den Genuss, Kaffee beim Gehen zu trinken, fällig wären. Sozusagen ein Modulsystem.

Bei Starbucks ist es längst üblich, dass Getränke weniger kosten, wenn ein Mehrfach-Becher mitgebracht wird. So lange aber to-go-Lebensmittel billiger sind als Lebensmittel in mehrfach verwendbaren Behältern, so lange wird sich meines Erachtens nichts an der Vermüllung im Stadtbild ändern.

Seien wir darauf gespannt, wie der Senat sich entscheiden wird, dem to-go-Verpackungsmüll Herr oder Frau zu werden.

2 Kommentare zu “To-go-Pfand”

  1. Usch schrieb:

    Nov 01, 12 at 22:57

    vielleicht solltest Du Deine guten Müllvermeidungsvorschläge an den Senat geben? Vorausgesetzt, da wird dein Blog nicht
    sowieso bereits interessiert verfolgt!?

  2. Eva Becker schrieb:

    Nov 02, 12 at 09:44

    Kaum hatte ich gestern den Artikel geschrieben, stelle ich fest, dass auch die Bild-Zeitung das Thema „Steuern auf Verpackungsmüll“ aufgegriffen hat. Am Alex hat diese so genannte Zeitung dann noch Interviews gemacht, von denen sie drei druckte. Die Frage an die Passanten lautete: „Würden Sie eine Steuer auf Pappbecher zahlen?“ Die Antwort einer Stuttgarter Geografin halte ich für symptomatisch: „Gute Idee. Ich würde 20 Cent mehr für meinen Kaffee zahlen, der Umwelt zuliebe.“ Mein Kommentar dazu: Würde diese Frau unsere Umwelt lieben, dann würden sie und ihr Sohn keine Getränke aus Pappbechern trinken, was auch noch vollkommen unästhetisch ist. Mit gerademal 20 Cent kann man ein ruhiges Umweltgewissen erwerben!


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