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Bushäuschen – Klohäuschen

Mitten in der Pampa, die nächsten Ortschaften sind ein wenig entfernt, steht ein Bushäuschen.

Die Funktion dieses Bushäuschens beschränkt sich aber nicht nur auf das Warten des nächsten Busses. Sollte die Warterei zu lange dauern und sich dem Menschen natürlichster Abfall zu Wort melden, so ist in diesem Bushäuschen auch dafür Abhilfe gesorgt.

Vielleicht ist es etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man keinen von vier Seiten abgeschlossenen Raum für die „Privete“ hat, aber schon im alten Rom saß man gemeinsam in kommunalen Toilettenhäusern und machte dort seine Geschäfte, so dass man diese Bedürfnisanstalten auch „Geschäftshäuser“ hätte nennen können. In China gab und gibt es vermutlich noch solche Gemeinschaftstoiletten in den Hutongs und wer einmal in der Mongolei war, wird sich gut an die Toiletten erinnern, die nach vorne hin geöffnet sind, so wie das hier vorgestellte uckermärkische Bus- und Klohäuschen in „Personalunion“.

Dieses luxuriöse Bus-Klo-Häuschen hätte Lieselotte von der Pfalz, der Schwägerin des französischen Sonnenkönigs in Versailles sicherlich gefallen. In einem Brief vom 9. Oktober 1694 schrieb sie an ihre Tante Sophie von der Pfalz:

„Sie sind in der glücklichen Lage, scheißen gehen zu können, wann Sie wollen, scheißen Sie also nach Belieben. Wir hier sind nicht in derselben Lage, hier bin ich verpflichtet, meinen Kackhaufen bis zum Abend aufzuheben; es gibt nämlich keinen Leibstuhl in den Häusern an der Waldseite. Ich habe das Pech, eines davon zu bewohnen und darum den Kummer, hinausgehen zu müssen, wenn ich scheißen will, das ärgert mich, weil ich bequem scheißen möchte, und ich scheiße nicht bequem, wenn sich mein Arsch nicht hinsetzen kann. Dazu wäre noch zu bemerken, daß uns jeder beim Scheißen sieht: Da laufen Männer, Frauen, Mädchen und Jungen vorbei, Pfarrer und Schweizergarden können einander zusehen; nun, kein Vergnügen ohne Mühe und wenn man überhaupt nicht scheißen müßte, dann fühlte ich mich in Fontainebleau wie der Fisch im Wasser.“ (https://weheklag.wordpress.com/2018/06/22/liselottescheisse1694/ – Abruf 8.3.2024)

An der L 25 in der Nordwestuckermark wird man vielleicht beim „Kacken“ hin und wieder von einem Auto überrascht, aber weder Männer, Frauen, Mädchen noch Jungen laufen vorbei, Pfarrer und Schweizergarden erst recht nicht, man kann hier sein Geschäft eigentlich in sehr ruhiger und natürlicher Umgebung verrichten.

Nachtrag vom 11. März 2024

Gestern habe ich einen Ausflug in das Dorf Ehm Welks gemacht: nach Biesenbrow.

In dem Ort gibt es mehrere Hinweistafeln auf Ehm Welk und die „Heiden von Kummerow“, dabei kann man auch etwas über die Insthäuser und ihre Bewohner lernen, so zum Beispiel, dass diese ihre Notdurft auch ganz ohne Häuschen verrichteten, so wie es auch Liselotte von der Pfalz beschrieb.

Also, nicht nur fremde Länder, sondern auch alte Kulturen, andere Sitten!

Last but not least:
Eine der wohl offensichtlichsten Besonderheiten der Ortschaft ist die einzigartige Dorfstruktur. In dem kleinen Ort gibt es lediglich eine Straße, welche zu Ehren Ehm Welks vor einigen Jahren zur Heidenstraße umbenannt wurde. Die anderen Abzweige von der ehemaligen Dorfstraße werden als Zollende, Springenden, Hirtenende, Hofende und Ziegeleiende bezeichnet – ein Dorf mit fünf Enden also.“ (https://www.angermuende.de/ortsteile/biesenbrow/, Abruf 11.3.24)