Von Plastikbäumen und Papphelden

In der neuesten Ausgabe des Greenpeace Magazins (3.15) gibt es den Hinweis auf den portugiesischen Fotographen Eduardo Leal, der Bäume vorstellt, die nicht belaubt sind, sondern in denen sich Plastiktüten verfangen haben.

Plastikbäume (1 von 38)

Im Text heißt es dazu:

„Sie [die Plastiktüten] sind allgegenwärtig. An Stränden, auf dem Meeresboden, in der Arktis und sogar auf dem Mount Everest: Plastiktüten, das wohl am weitesten verbreitete Konsum-Accessoire der Welt.“

Alle Welt redet von den Plastiktüten, die in der Regel nur einmal benutzt werden, um dann weggeworfen zu werden. Spricht man mit den Leuten, so beteuern alle, dass sie die Tüten häufiger als ein Mal benutzen. Alle Jahre wieder verspricht uns die EU etwas gegen die Plastiktüten zu unternehmen, aber passiert ist bisher überhaupt nichts und fragt man seine Mitmenschen, ob sie wüssten, aus welchem Rohstoff Plastiktüten hergestellt werden, so bekommt man häufig zur Antwort: „aus Plastik?“.

Aber nicht nur Plastiktüten sind allgegenwärtig, es gibt noch eine zweite Müll-Spezies, die in unseren Städten allgegenwärtig ist und über die wenig gesprochen wird:

Der Kaffee-to-go-Pappbecher

Gibt es jemanden, der seinen Pappbecher mehr als ein Mal benutzt oder kennt jemand jemanden, der jemanden kennt, der seinen to-go-Pappbecher häufiger benutzt?

William Rathjes, der Begründer der Müll-Archäologie hat herausgefunden, dass Papier das Problem der Zukunft sein wird, weil es nicht, wie wir immer denken, kompostiert, sondern den Hang hat, zu mumifizieren.

Auf Mülldeponien abgelegtes Papier mumifiziert zu dem Zeitpunkt, wenn im Inneren der Deponie nur noch eine Temperatur von 12 Grad Celsius herrscht. Dieses Problem haben wir Berliner ja nicht, denn in der Müllverbrennungsanlage herrschen weitaus höhere Temperaturen, da löst sich der Pappbecher schlichtweg in Rauch auf bzw. dient dazu Wärme zu erzeugen.

Leider hat die thermische Verwertung von Müll den Nachteil, dass der Müll zukünftigen Archäologen nicht mehr zu Untersuchungszwecken zur Verfügung steht. Deshalb möchte ich meinen zukünftigen Kollegen mit diesem Beitrag einen kleinen Einblick in das kulturelle Verhalten und den Umgang mit Geschirr  am Beginn des 21. Jahrhunderts ermöglichen  – in der Hoffnung, dass der Blog-Artikel auch in 1000 Jahren noch zur Verfügung steht.

 

 

  • Pappbecher gibt es in unterschiedlichen Größen und Farben.
  • Pappbecher sind Werbeträger, dies erleichtert dem Archäologen wunderbar, globale Vernetzungen und Handelsbeziehungen nachzuvollziehen.
  • Pappbecher werden befüllt und unbefüllt abgestellt, was auf Trankopfer hinweisen könnte.
  • Pappbechern sind die Jahreszeiten egal. Gefunden wurden Pappbecher mit weihnachtlichem Dekor, hingegen wurde bis heute kein einziger Pappbecher mit einem Osterhasen-Dekor entdeckt.
  • Pappbecher fühlen sich in jeder Umgebung heimisch.
  • Pappbecher lieben die Gesellschaft, weshalb eine eindeutige Vergesellschaftung mit anderen Dingen bisher nicht beobachtet werden konnte.
  • Pappbecher treten nicht nur vereinzelt auf, Paar- und Gruppenbildung können allerorts konstatiert werden.

Zum Schluss stellt sich die Frage, ob der to-go-Pappbecher ein urbanes Artefakt darstellt oder ob er sich mittlerweile auch in den Tiefen des Meeres ausfindig machen lässt. Wenn jemand demnächst den Mount-Everest besteigen sollte, würde ich mich sehr freuen, wenn er Ausschau nach to-go-Pappbechern hält und mir das Foto eines vereisten Pappbechers schickt. Das gleiche gilt natürlich auch für Expeditionen in die Arktis bzw. Antarktis.

Überhaupt freue ich mich über Pappbecher-Fotos in ihrer „natürlichen Umgebung“ aus der ganzen Welt.

 

 

 

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