Müll-Archäologie für die Zukunft

Sowohl SPIEGEL als auch Tagesspiegel haben in den letzten Tagen über Archäologen berichtet, die in einem Forschungsprojekt der Frage nachgehen wollen, wie zukünftige Generationen vor den Endlagern radioaktiven Mülls zu warnen seien.

Die Ideen reichen von der Initiierung eines Kultes im Umfeld der Endlager à la Stonehenge bis hin zu genmanipulierten Katzen, deren Fell bei erhöhter Radioaktiviät zu strahlen beginnt.

Die Fragen zu diesem Thema sind mannigfaltig.

Radioaktiver Müll hat unterschiedliche Halbwertzeiten:

  • Krypton-85 = 10,76 Jahre
  • Jod-129 = 17.000.000 Jahre (17 Millionen!)

Hat sich mal jemand überlegt, was HALB-Wertzeit überhaupt bedeutet, von der wir immer wieder sprechen und die fest in unserem Gehirn verankert ist? Jede Halbwertzeitenberechnung ist letztlich eine Milchmädchen-Rechnung.

Am Beispiel von Jod-129 lässt sich das sehr schön erklären.

Lagert man in Gorleben 100 kg Jod-129 ein, so sind das in 17 Millionen Jahren noch 50 kg. Weitere 17 Millionen Jahre später, also nach 34 Millionen Jahren gibt es noch 25 kg Jod-129 … .

Um nur noch ein Gramm Jod-129 übrig zu haben, müssen

zweihunderfünfundzwanzigmillionenachthunderteinundneunzigtausendeinhundertzehn

und ein paar zerquetsche Jahre (225.891.110) vergehen!

Vor 225 Millionen Jahren befand sich die Erde im Erdmittelalter (Mesozoikum), in welchem die Dinosaurier nicht nur lebten, sondern auch ausstarben. Auf dem Planeten Erde existierte die zusammenhängende Landmasse Pangaea.

Man sieht, dass sich seit damals eine ganze Menge getan hat.

Ich bezweifel, dass es in 225 Millionen Jahren noch irgendwelcher leuchtender Katzen oder um das Heilige Gorleben tanzender Priester bedarf, um vor dem strahlenden Müll zu warnen. Homo sapiens sapiens und strahlende Mammalia werden bis dahin die Erde wieder verlassen haben, wie einst die Dinosaurier und Gorleben liegt aufgrund des Kontinentaldrifts dann vielleicht auf der Höhe von Kapstadt.

Trotz dieser trostlosen Aussicht finde ich es natürlich toll, sich darüber Gedanken zu machen, wie wir die Generationen in nicht allzu ferner Zukunft, vielleicht im Jahr 6012, vor unserem Atommüll warnen könnten.

Deshalb würde ich mich sehr freuen, wenn sich möglichst viele LeserInnen dieses Blogs an einer Ideensammlung  beteiligen würden, die dann zum Beispiel an die Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern, die sich die „Verantwortung von Generationen“ ins Logo geschrieben hat, geschickt werden könnte.

Auch wenn es bereits zu spät ist

 

4 Gedanken zu „Müll-Archäologie für die Zukunft

  1. kr

    Margaret Atwood beschreibt 2003 in ihren postapokalyptischen ‚Oryx and Crake‘ eine neugezüchtete, friedliebende und herbivore Menschenrasse (die Craker), deren Unterleib sich blau verfärbt, wenn sie eine fruchtbare Phase haben.
    Analog dazu schlage ich die flächengreifende Genmanipulation für die folgenden Generationen vor, die es erlaubt, dass sich das Gebiet zwischen Kinn und Schlüsselbein verfärbt als eine Kombination aus Geigerzähler und Warnleuchte in den Hautzellen, wenn sich die Person einem Endlager gefährlich nähert.

    Antworten
  2. Usch

    dumme Frage an eventuelle Evas Blogs lesende Experten: könnte man Atom-Müll/Jod auf chemischem o.a. Wege „neutralisieren“, sozusagen unschädlich machen?? Naja, wenn man das könnte, hätte man es längst getan. Aber sollte sich damit nicht die Forschung beschäftigen, oder tut sie das bereit heftig? Sorry, ich habe keine Ahnung!
    Jedenfalls teile ich den Vorschlag von „kr“ zur Genmanipulation, um unsere Ur, Ur, Ur…. Urenkel mit entsprechenden Warnsystemen auszustatten.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert