Opferstock versus Müll-Schrein

Gestern stand ich auf dem Ku-Damm in der Höhe des Europacenters und warte auf einen Bus. An der Bushaltestelle befand sich auch ein Mülleimer, der im Sprachgebrauch der BSR „Papierkorb“ heißt.

Wie vermutlich saisonal bedingt (Silvester) war die untere Öffnung dieses Papierkorbes geöffnet worden und der Inhalt hatte sich auf dem Bürgersteig entleert.

 

Unschwer zu erkennen, dass in der Hauptsache Gegenstände für Speise- und Trankopfer in diesem Behältnis deponiert worden waren. Noch während ich an der Haltestelle stand,

näherte sich eine junge Frau diesem „Opferstock“ und warf einen weiteren papiernen Trankopfergegenstand von oben in den Schlitz, worauf der Gegenstand nicht spurlos verschwand, sondern sich zu den anderen Gegenstände auf dem Gehsteig gesellte. Ich war sprachlos.

Noch am gleichen Tag bekam ich von Petra und Veronika, die sich ein paar Wochen in China aufgehalten haben, ein paar Müllfotos geschickt.

Kann man unsere deutschen Mülleimer mit Opferstöcken vergleichen, so scheinen die chinesischen doch eher an Schreine oder kleine Tempelchen zu errinnern.

 

In Form von Vogelhäuschen kann in China wunderbar der Müll getrennt werden und für daneben fallenden Schmutz liegen sogleich auch Wischmobs bereit.

 

Rechts ist der Platz für Recyclingmüll und links für den Restmüll. Anscheinend ist das Trennen für den recycelbaren Müll in China nicht so kompliziert wie in Deutschland. Wofür die kleine Öffnung mittig unter dem Dach ist, habe ich leider nicht in Erfahrung bringen können.

Ob es sich bei dem nachfolgend abgebildeten Herrn um einen staatlichen angestellten „Müller“ handelt oder um eine Art Pfandsammler, konnte ebenfalls nicht in Erfahrung gebracht werden.

 

Aber auch Opferstock ähnliche Mülleimer sind in Shangri-la (tibetischer Ort in Nord Yünnan) in Gebrauch, allerdings in einer stehenden und nicht hängenden Art und Weise. Dies hat den Vorteil, dass keine Sakrilege in Form von unberechtigter Opferstockentnahme begangen werden können.

 

Aber noch hat das chinesische Neujahr nicht angefangen und wer weiß, ob nicht ebenfalls saisonal bedingt, das chinesische Müllverhalten am 31. Januar 2014 ein anderes sein wird, wenn das Jahr des Pferdes beginnt. Es soll Glück bringen, am Neujahrstag Fenster und Türen offen zu halten, um das Glück während des Festes herein zu lassen, vielleicht bezieht sich dies auch auf die kleinen Müll-Tempelchen und Schreine!?

3 Gedanken zu „Opferstock versus Müll-Schrein

  1. Fiffi

    Voll krass wieso kann man einfach nicht gut mit den Mülltonnen um gehen.
    Aber lustig wie die Mülltonnen aus China aussehen!
    Frohes neues Jahr Eva und mach weiter so….

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  2. usch

    Sehr interessant die Mülltempelchen! Vielleicht ist die Öffnung in der Mitte als eine Art Vogelhäuschen – z.B. für Speisereste zum Füttern der Vögelchen gedacht (sofern selbige noch nicht alle von Menschen verspeist wurden.) Sorry!
    Bin neugierig auf den 1.Februar. Hoffen wir, dass Du recht hast mit dem Öffnen für das GLÜCK. Frage: für wen soll das Glück aber sein da drin im Müll?

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  3. Andreas Gruschke

    Als Antwort zu Bild Nr. 6 (also dem vorletzten Bild) kann ich Dir mit einiger Gewissheit sagen, dass es sich, wie Du es ausdrückst, um einen staatlich angestellten “Müller” handeln dürfte – dafür spricht seine Kleidung.
    Das mit der kleinen Öffnung mittig unter dem Dach ist auch interessant. Bei zweien der Bilder scheint etwas geschrieben zu stehen, aber es ist zu klein, als dass ich es lesen könnte. Ich hatte schon überlegt, dass es für Zigaretten sein könnte – doch da die Raucher ihre Kippen eigentlich überall hinwerfen, glaube ich das dann doch nicht…

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