Da wo ich wohne, gehe ich meistens in einem Supermarkt einkaufen, der damit wirbt, dass er „konsequent preiswert“ sei. Wie preiswert, das konnte ich heute erleben.
In der letzten Woche, als es ziemlich warm war, habe ich eine Flasche parfümierten Wassers gekauft.
Die Flasche wird mit einem Pfand von 25 Cent verkauft. Heute wollte ich die Flasche abgeben, aber der Supermarkt verweigerte die Annahme, ich bekam also das Pfand nicht zurückerstattet.
Wie kam das?
Die Flasche hatte beim Kauf ein Etikett.
Dieses Etikett wurde seitens des Herstellers eigentlich sehr intelligent angebracht. Das Etikett wurde nicht mit der Flasche verklebt, sondern hält durch die Spannung der Flasche – zumindest, so lange sich Wasser in der Flasche befindet.
Die Flaschenspannung lässt aber nach, je weniger Wasser sich in der Flasche befindet. Sprich, hat man den Inhalt der Flasche ausgetrunken, dann ist nur noch eine geringe Flaschenspannung vorhanden und das Etikett kann abrutschen. Das nun fehlende Etikett war der Anlass, dass der Supermarkt die Flasche nicht annahm; Anweisung vom Chef, wie mir eine Verkäuferin und ein Verkäufer mitteilten.
Als ich dem Verkäufer erklärte, dass das Etikett ganz von alleine abfällt, meinte er ganz lapidar, dass ich es doch mit einem Klebestreifen hätte wieder befestigen können. Wer läuft schon immer mit einer Rolle Klebestreifen durch die Gegend, um verlorengegangene Etiketten wieder auf Wasserflaschen anzubringen?
Dank der Komplexität des Pfandgesetzes, durch das kaum ein Verbraucher durchblickt: „ Ist auf Flaschen oder Dosen das Siegel fürs Einwegpfand zu erkennen, müssen Händler die Verpackungen in den meisten Fällen auch annehmen. Form, Marke oder Inhalt spielen dabei keine Rolle, lediglich das Material„(1), hat der Verbraucher überhaupt keine Chance sich zu wehren. Der kürzeste Weg ist die Entsorgung der Flasche in der Tonne, egal welche Farbe diese hat.
Ob ein solches Verhalten, eine Flasche ob ihres fehlenden Etikettes nicht zurückzunehmen, schon den Tatbestand des Betruges erfüllt, vermag ich nicht zu beurteilen, auch wenn es sich so anfühlt.
Will ich nun, dank der Uneinsichtigkeit des Supermarktes, meine 25 Cent Pfand wiederbekommen, so werde ich eine Rundreise durch Supermärkte und Getränkehandlungen in der Region antreten müssen. Vermutlich nimmt mir niemand die Flasche ab, ich werde fossile Kraftstoffe verbrauchen, um letztlich die Flasche in die Gelbe Tonne werfen, in der Hoffnung, dass sie nicht der thermischen Verwertung zugeführt wird.
Wenn ich mir überlege, welche negativen Auswirkungen die ignorante Nichtannahme der Flasche im Supermarkt in Bezug auf Müllvermeidung und Ressourcenschonung nach sich zieht, dann wird mir angst und bange. Anhand des fest mit der Flasche verbundenen Deckels war die Flasche zu 100 % identifizierbar!
„Konsequent preiswert“ ist ein solches Verhalten allein für den Supermarktbetreiber, der die 25 Cent Pfand kassiert hat, aber nicht mehr auszahlen will. Für die Umwelt und die Verbraucher ist ein solches Verhalten konsequent schädlich.
PS. Gerade habe ich Müll in meiner Gelben Tonne entsorgt und dabei durch Zufall das Wasserflaschenetikett gefunden. Nun werde ich den Klebestreifen aus der Schublade holen und es auf der Flasche fixieren, dann werde ich auch meine 25 Cent bekommen und die Flasche wird zumindest nicht gewollt den Tod durch Verbrennung erleiden.
(1) https://www.vzhh.de/themen/umwelt-nachhaltigkeit/pfand-mehrweg-einweg/einwegflaschen-dosen-aerger-am-leergutautomaten