Igitt!

Vor ein paar Tagen war ich in einer Filiale der Hofpfisterei, um mir eine Brezen zu kaufen.

Die junge Verkäuferin packte mir die Brezen, die schon in einer kleinen Papierverpackung steckte, in eine große Papiertüte und wollte mir dann noch eine Papierserviette in die große Tüte stecken.

Das Spiel kenne ich ja schon zur Genüge: kauft man sich irgendetwas Essbares unterwegs, wird man mit Papiermüll eingedeckt.

Die Papierserviette habe ich mit den Worten: „Bitte nicht noch mehr Müll“, abgelehnt.

Die Verkäuferin schaute mich sehr überrascht an und meinte, dass ich die Papierserviette doch als Taschentuch benutzen könne.

Auf meine Antwort, dass ich eigene Taschentücher habe, war sie vollkommen konstaniert, dachte sie doch, dass ich Papiertaschentücher für mein Näschen verwende.

Ich erklärte ihr, dass es sich bei meinen Taschentüchern um STOFF-TASCHENTÜCHER handeln würde.

Die Gesichtsmimik der Verkäuferin wechselte sofort von fragend zu ekelerregend.

Soweit so gut.

Noch vor 30 oder 40 Jahren war es absolut üblich, dass Stofftaschentücher verwendet wurden, die man waschen und wer wollte, auch bügeln konnte.

Die Taschentücher waren kein Wegwerfartikel, sondern wurden tausendfach benutzt.

Jeder feine Herr hatte in seinem Anzug ein Einstecktuch, welches nicht nur das Jackett farblich aufwertete, sondern auch zur Not zum Reinigen der Nase benutzt werden konnte.

In den Wäscheabteilungen der Kaufhäuser konnte man Geschenkpackungen mit Taschentüchern kaufen. Die waren dann fein drapiert in einem Papierkästchen mit doppeltem Boden käuflich zu erwerben.

Heute gibt es in jedem Geschäft die in Plastik eingepackten Papiertaschentücher, die nicht nur gut in die Hosentasche passen, sondern die man auch nach Benutzung wegwerfen kann, so dass die eigene Tasche nicht zum Bakterienbrutkasten mutiert.

Wer hat nicht schon einmal ein Papiertaschentuch in der Hosentasche vergessen und dann tausende Papierfetzen auf der gewaschenen Wäsche vorgefunden? Diese Zeiten sind vorbei!

Heutzutage sind sogar die Papiertaschentücher waschmaschinenfest, auch wenn man nach dem Waschgang das Papiertaschentuch nicht mehr für seinen eigentlichen Zweck benutzen kann.

Es wäre schon interessant zu wissen, mit welchem chemischen Aufgebot diese Taschentücher waschfest gemacht werden.

Meine Oma hat mir nicht nur viele Stofftaschentücher geschenkt, sie hat auch den doppelten Boden der Geschenkpackungen als Safe für Geldrücklagen genutzt, was angesichts der heutigen Negativzinsen gar keine so schlechte Idee war.

 

 

 

Ein Gedanke zu „Igitt!

  1. Usch

    Ja, die Oma hat recht! Ich gehe auch allmählich wieder zu Stofftaschentüchern über, die noch vorhanden sind. Mir fehlt allerdings die Verpackung mit doppeltem Boden….

    Antworten

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