Laub = Müll?

Es ist Herbst, die Bäume haben ihr Laub abgeworfen.

Wer watet nicht gerne durch hohe Laubhaufen, weil es so herrlich zischt und knistert.

Laub ist immer wieder ein Streitgegenstand, wenn man in der Pflicht ist, Gehwege von Laub zu befreien oder wenn die Bäume aus Nachbarsgarten ihr Laub auf der falschen Seite des Zaunes abwerfen.

Seit ein paar Tagen beschäftigt mich die Frage, warum es Laub fegen heißt und ob es sich bei dieser Tätigkeit um eine gartenpflegerische Maßnahme oder um eine Reinigung handelt. Nachdem mir heute ein ranghoher Behördenvertreter mitteilte, dass Laub Müll sei, komme ich nicht umhin, ein paar Gedanken aufzuschreiben.

Alle von mir konsultierten Wörterbücher sagen übereinstimmend, dass das Wort FEGEN, etwas sauber machen, etwas reinigen, in dem man mit einem Besen oder einem ähnlichen Gegenstand Staub oder Schmutz entfernt, bedeutet.

Wenn Laub mit Müll gleichgesetzt wird, wohnen dann die Juden während des Laubhüttenfestes in Müllhütten und ist das natürliche Habitat eines Laubfrosches die Mülldeponie?

Reinigen und etwas sauber machen ist vermutlich immer noch eine (Haus-)Frauenaufgabe. Im Haushalt wird der Wischer, der Besen, der Staublappen und andere Gegenstände genutzt, um die Wohnung von Staub und Schmutz zu befreien.

Ich vermute mal, dass Frauen, wenn sie Laub fegen, dazu einen Fächer oder Rechen benutzen, auch wenn es mittlerweile Motoren betriebene Laubbläser gibt, die nicht nur stinken und Krach machen, sondern auch ganze Biotope zerstören. Ich stelle mir gerade vor, wie mit einem Laubbläser der Schmutz und Staub in einer Wohnung von einer Ecke zur anderen geblasen wird, aber zum Glück gibt es ja Staubsauger, die den Unrat verschlingen.

Aber müssen Gärten und Parks überhaupt gereinigt werden?

NABU ist der Ansicht, dass man sich das Geld für die Laubsäcke sparen sollte, da Laubhaufen in den Wintermonaten vielen Lebewesen einen gemütlichen Unterschlupf bieten und nach dem Winter wird das Laub von tausenden Lebewesen abgebaut und in wertvollen Humus umgewandelt.

Nun gibt es aber noch Gehwege, auf denen aus Gründen der Sicherheit das Laub entfernt werden sollte. Nasses Laub kann sehr glitschig werden.

Richtig nervig wird es, wenn der Wind immer und immer wieder Blätter dorthin weht, wo man sie nicht haben will, so dass sich der eine oder andere sehr verwandt mit Sisyphos fühlt.

Aber ist das Laub, weil es sich bei Wind wie weggeworfene Gegenstände verhält, schon Müll?

Im Gegenteil! Laub ist ein hervorragendes Material, um Müll im öffentlichen Raum zu verstecken.

 

Was hat das alles mit Müll-Archäologie zu tun?

Archäologie im klassischen Sinne ist die Erforschung vergangener Kulturen. Der Ausspruch, dass Laub Müll sei, gibt Auskunft über unsere gegenwärtige Kultur, die Natur als Unrat betrachtet, den es zu entsorgen gilt. Ob der Satz, dass Laub Müll sei, repräsentativ ist, sei einmal dahin gestellt. Wichtiger als Laub zu entsorgen wäre die Reinigung unseres Planeten von nicht zersetzbarem Müll.

 

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