Wer ist ihm nicht schon einmal erlegen, dem Reiz des Unerlaubten? Wer von uns bekam in seiner Kindheit nicht zu hören, dass man sein Bonbonpapier nicht auf die Straße wirft. Aber hat es geholfen? Verbote zu übertreten bereitet fast jedem Freude.
Bereits Adam und Eva hatten so ihr Problem mit dem Reiz des Unerlaubten. Die Frage war, warum durfte man die Früchte eines gewissen Baumes nicht essen? Sicher gab es im Garten genug zu essen, aber irgendwann bekam man Appetit auf etwas Neues, eine unbekannte Frucht. Angenommen wird ja immer ein Apfelbaum und ich erinnere mich an ein alttestamentarisches Seminar, in welchem wir die Apfelsorte diskutierten. Adam und Eva probierten die Frucht aus und der Rest der Geschichte ist bekannt, sie wurden aus dem so genannten Paradies vertrieben, Frauen müssen unter Schmerzen ihre Kinder gebären und mit Kain und Abel kam nicht nur der Brudermord in die Welt.
Es heißt ja, dass Eva sich von der Schlange verführen ließ. Verführung heißt das Zauberwort. Eva, sicher im Vollbesitz ihrer Kräfte, wurde von der Schlange instrumentalisiert, ihr wird sozusagen unterstellt, keinen eigenen Willen gehabt zu haben. Wenn wir die Schlange mal beiseite lassen, dann kann man Evas Biss in die verbotene Frucht auch als pure Neugierde verstehen: Sie wollte halt wissen, wie die Frucht schmeckt und nahm den Rauswurf aus dem Paradies in Kauf.
Ver- oder Gebote zu übertreten heißt auch immer, gesetzte Grenzen zu überschreiten und etwas Neues zu entdecken. Dies kann sowohl Positiv als auch Negativ sein. Im Falle der Müllentsorgung auf Berliner Straßen ist dieser Reiz des Unerlaubten noch mit einer gehörigen Portion Kreativität verbunden.
Die orangenen Mülleimer werden zwar nach wie vor angenommen, aber wenn sich eine Chance bietet, etwas Neues in der Abfallentsorgung auszuprobieren, so wird dies gerne aufgegriffen und findet viele Nachahmer.
Blumenkästen sind eine Alternative:
Besonderer Beliebtheit erfreuen sich Kühlschränke:
Elektroschrott empfiehlt sich auch zur Entsorgung von Abfällen auf der Straße:
Einkaufswagen laden gerade dazu ein, den Müll nicht auf die Straße zu werfen:
Die Entsorgung von Zigarettenkippen – gerade vor U-Bahn-Eingängen – ist mit einem hohen künstlerischen Wert verbunden:
Dass der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind, veranschaulichen die folgenden Bilder:
Aber es gibt auch
der kein Behältnis benötigt, um entsorgt zu werden:
Bei dieser Art der Entsorgung von kleinen Gegenständen auf der Straße muss gefragt werden, ob wir dies im Vollbesitz unserer geistigen Kräfte tun oder ob wir verführt werden von Gegenständen, die direkt dazu einladen, als Müllbehälter ein zweites Leben zu erwirken?
Mein Vorschlag an die BSR könnte lauten, lasst euch viele neue Mülleimer in einem neuen Design entwerfen. Hier schon einmal zwei Vorschläge:
– orange Fußballtore auf die Straße zu stellen, in welche man seinen Abfall kicken könnte
– hängt orange Basketballkörbe mit einem Auffangnetz in die Bäume – der Erfolg wäre euch sicher und die Berliner könnten sich sportlich betätigen, auch wenn wir nun nicht die Olympiade 2024 bekommen.
Ich gebe ja zu, damit ginge der Reiz des Unerlaubten verloren und die Berliner müssten sich wieder etwas Neues einfallen lassen, deshalb hier noch mein ganz persönlicher Favorit:
Zum Glück ist bei uns die Prügelstrafe abgeschafft.
Nachtrag – Kommentar 25. März 2015
Heute bekam ich ein Foto aus Chengdu (China) mit folgendem Kommentar:
„Was der Berliner kann, ist auch dem Chengduer nicht fremd…“
Und da sage man noch, die Berliner hätten keinen Sinn für Symmetrie und Ästhetik! Siehe Zigarettenkippen, linkes Bild und die Reihung im untersten Bild grenzt an Land Art …
Viele Grüße,
Stefan
mir hat es besonders die verschneite Schlafstätte angetan. Bist Du sicher, dass das da drin Müll ist und nicht evtl. die Habe eines Obdachlosen? Das evtl. auch in den Kühlschränken?
Ansonsten wieder sehr informative Schnappschüsse! Unübertroffen die „Kunst“-Kippen!