Längst hatte ich vor, den aus drei Kammern bestehenden Küchenmüllbehälter der Charlottenburger Abfuhrgesellschaft m. b. H. vorzustellen.
Gestern sah ich, dass böttcher + henssler den Wettbewerb trenntmöbel gewonnen haben und so ist es nun endlich an der Zeit, die Anfänge der Mülltrennung in Berlin mal ein wenig genauer zu betrachten.
1902 meldet die Charlottenburger Abfuhrgesellschaft m.b.H. ihr Separations-System zur Mülltrennung in den Charlottenburger Haushalten an. Gedacht war dieses Trennsystem für den Müll, der nicht durch das Kanalsystem entsorgt werden konnte.
Beschreibung
Kammer c war für Asche und Kehrricht vorgesehen, die kleinere Kammer b für Speisereste gedacht und die gesamte linke Hälfte a diente der Aufnahme gewerblich verwertbarer Abfälle. In Kammer c und b waren Eimer eingehängt und in Kammer c ein Sack. Auf dem Hof fanden sich dann natürlich auch die entsprechenden Sammelbehälter, in die jeder Haushalt seinen Müll werfen konnte. Der Rauminhalt eines solchen Mülltrennbehälters umfasste 250 Liter.
1903 wird dieses Separations=System dann in Charlottenburg auch eingeführt. Mit der Asche und dem Kehrricht wurden das Umland von Röthehof (Nauen) aufgeschüttet; die Speiseabfälle wurden gereinigt, gekocht und dienten der Schweinemast, der Sperrmüll als Altmaterial verkauft.
Aber bereits 1912 musste die Charlottenburger Abfuhrgesellschaft m.b.H ihren Betrieb aufgeben. Dies lag zum Teil an der ungenauen Sortierung, so befanden sich metallische Gegenstände in den Speiseresten, was die Schweinesterblichkeit in die Höhe trieb. Auch ansonsten war die Firma nicht gerade vom Glück verfolgt, denn ihnen brannte dann noch die Sortieranstalt ab.
Gründe des Nicht-Funktionierens
Zum Teil gab man die Schuld für das Nicht-Funktionieren dieses System den Hausfrauen und Dienstbotinnen. Werbekampagnen für das Separations=System richteten sich an den männlichen Haushaltsvorstand, der wohl in den seltesten Fällen überhaupt mit dem Müllproblem konfrontiert war. Aber, sollte es wirklich so gewesen sein, dass die Frauen nicht ordentlich trennten, wer kann es ihnen verdenken, gab es doch damals noch den Beruf des Lumpensammlers. Im Gegensatz zur Charlottenburger Abfuhrgesellschaft zahlte dieser, zumindest für den Sperrmüll.
Zurück in die Gegenwart
Viel hat sich nicht geändert, wie ein Blick in einen Glassammelbehälter in einem Berliner Hinterhof zeigt: