Im Augenblick bin ich mit archäologischen Arbeiten im Haus beschäftigt, das heißt, ich lege einen alten Steinfußboden frei – leider kein antikes Mosaik -, der mit Korkplatten bedeckt wurde. Die Korkplatten sind also jünger als der Steinfußboden, was unter dem Steinfußboden kommt, will ich im Augenblick nicht wissen.
Die Korkplatten wurden großflächig auf dem Steinfußboden verklebt, so dass ich nicht nur mit dem Entfernen der Korkplatten beschäftigt bin, sondern mir auch noch Gedanken darüber machen muss, wie ich die Kleberreste von den Steinplatten entfernt bekomme.
Versucht habe ich es mit Orangenöl-Reiniger, mit Aceton, mit Bio-Verdünner, mit Stahlwolle, mit heißem Wasser, mit Schrubber. Alles eine sehr mühsame Arbeit. Diese unterbrach ich durch eine Fahrt in den Supermarkt, wo ich dann auch noch eine Packung ako-Pads kaufte. Im Regal lagen zwei Packungsgrößen.
Ich entschied mich für die Packung, die mir 6 Pads Maxi versprach, weil ich der Ansicht war, dass ich dann mehr Putzfläche in den Händen halte.
An der Kasse befreite ich die Pads vom Karton, da ich die Verpackung mittlerweile – soweit möglich – im Laden entsorge. Dabei traf mich der Schlag: Mogelpackungen kenne ich ja, aber hier standen Inhalt und Verpackung in überhaupt keinem Verhältnis zueinander.
Ich bin dann noch einmal in den Laden und habe die kleinere Packung gekauft, die mir acht Family Pads versprach.
Gemeinhin beschäftigen sich Archäologen mit dem Systematisieren, Vergleichen und dem Katalogisieren von Artefakten, die während einer Ausgrabung gefunden wurden, um dadurch Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszufinden und so hin und wieder eine neue Kultur kreieren zu können. Ich dachte mir, dass ich diese Methoden heute einmal auf die ako-pads anwende, denn mein Bauchgefühl sagte mir, dass mit diesen zwei Packungen etwas nicht stimmt.
Zu Hause angekommen, habe ich mich also an die Arbeit gemacht und die Verpackungen und deren Inhalte miteinander verglichen.
Rein äußerlich unterscheiden sich diese zwei Verpackungen, abgesehen von der Größe, nur durch ein Detail auf einer der Seitenwände:
Die Pads in der kleineren Verpackungen können Töpfe und Grills, Spülen und Kamine reinigen. Die Pads in der größeren Verpackungen sind auch für Werkzeuge, Gartengeräte und Motorräder, Fahrräder, Schlittschuhe und Golfschläger geeignet, auch wenn sie über die gleichen Herstellungseigenschaften verfügen, wie die Pads in der kleinen Verpackung.
Ach ja, auf der Frontseite der kleinen Verpackung wird damit geworben, dass die Pads rostfrei sind, auf der größeren Verpackung wurde noch das Adjektiv „Neu!“ hinzugefügt.
Die Maße für die kleine Verpackung:
13.4 x 9.7 x 7 cm, was 909.86 ccm Volumen entspricht.
Die Maße für die große Verpackung:
19.5 x 7 x 11 cm, was einem Volumen von 1501.5 ccm entspricht.
Nun habe ich die Pads vermessen:
Die Pads in der kleinen Verpackung haben folgendes Maß:
7 x 6 x 1.3 cm, so dass jeder Pad ein Volumen von ca. 54.6 ccm aufweist.
Die Pads in der großen Verpackung sind eigentlich nicht deutlich größer:
8.2 x 6 x 1.3 cm, das entspricht einem Volumen von 63,96 ccm.
Multipliziert man nun das Volumen der „kleinen“ Pads mit „8“, so ergibt sich ein Gesamtvolumen von 436,8 ccm; dies wiederum bedeutet, dass die acht Pads in dem Karton ungefähr 48 Prozent Raum einnehmen.
Nun habe ich natürlich auch das Gesamtvolumen der sechs Pads aus der großen Verpackung berechnet und kam auf ein Volumen von 383,76 ccm. Diese Pads haben es richtig gut in ihrer Verpackung, brauchen sie doch nicht wie die Ölsardinen in der Dose eng aneinander geschmiegt liegen, die haben in der Packung richtig Platz zum Toben, denn in der Verpackung nehmen sie gerade mal 25 Prozent des Platzes ein.
Die Rechnung geht aber weiter:
436,8 ccm kleine Pads kosten 1.79 Euro
383,76 ccm Maxi Pads kosten 2.99 Euro.
Das bedeutet, dass 1000 ccm kleine Pads 4.10 Euro kosten und 1000 ccm Maxi-Pads 7.80 Euro.
Die so genannten Maxi-Pads sind zwar gerade mal nur 17 Prozent größer pro Pad als die kleinen, kosten aber 90 Prozent mehr als die kleinen.
Zum guten Schluss bin ich dann noch her gegangen und habe die Pads gewogen:
Acht kleine Pads wiegen zusammen 62 Gramm, sechs Maxi-Pads 88 Gramm, was wiederum bedeutet, das die Maxi-Pads 41 Prozent mehr auf die Waage bringen als die kleinen.
Auch hier stellt sich die Frage, wie sich ein Preisaufschlag von 90 Prozent für die Maxi-Pads errechnet?
Maxi ist bei den „6 Pads Maxi“ nicht der Inhalt, dafür aber die Verpackung und der Preis.
Heute weiß ich mal wieder, warum ich so gerne Archäologin bin: denn die Quintessenz meiner vergleichenden ako-Pads-Studien haben mir gezeigt, dass ich mich von den Marketing-Strategen ganz schön habe ins Bockshorn jagen lassen und letztere über keine gute Kultur verfügen.
Oh, fast hätte ich es vergessen, in der Maxi-Verpackung ist noch eine Plastikschale für die Pads und da Plastik aus schwarzem Gold hergestellt wird, erklärt sich nun auch der hohe Preis für die Maxi-Verpackung/Pads.
Liebe Eva,
selbst im relativ fernen Oeiras bei Lisboa habe ich mich köstlich über deinen neuzeitlichen Fund amüsiert. Er trug auch dazu bei, das sich meine Stimmung trotz des verregneten Tages schlagartig wandelte. Allerdings wird meine frohe Botschaft nicht dazu beitragen, Werbe- und Verpackungsspezialisten von ihrem Wahnsinn zu befreien. Auch sie unterliegen der Abhängigkeit unseres Zivilisationswahns. Die späten Nachkommen deiner Berufsgruppe werden eines Tages einen Namen für diese Kulturschande finden müssen.
Helmut
Moin,moin Eva,
ja, ja, Bockshörner sind so wirksam, weil sie sich so gut tarnen…
Gräm‘ dich nicht!
Klebereste lassen sich meiner Erfahrung nach recht gut mit Feuerzeug-Benzin entfernen… Ist die zu bearbeitende Fläche sehr groß?
Schönen Sonntach und motivierende Grüße
Janne
Hallo!
Ja die Mogelpackungen sind echt übel.
Die Entfernung von Kleberesten geht einfacher mit Wärme.
Liebe Grüße Claudia
vielen Dank für die verbraucherfreundliche Information, sie kam gerade noch rechtzeitig vor dem Frühjahrsputz für die Fahrräder, zu dem ich die Pads auch gern benutze… Die Analyse muss m.E. unbedingt unter viele Leute, aber am besten irgendwie kürzer, zumal das nutzbare Hirnvolumen vieler Konsum-enten inzwischen einem Amazon-Karton gleicht: Zwischen unzähligen Polsterfolien, Styroporbällen und Kätzchenvideos vollkommen stoßsicher eingebettet liegt der kleine Denkchip…
Immer wieder gern an Ihre Stadtspaziergänge denkend, an die ich draußen auch alle 25 Meter erinnert werde,
mit besten Grüßen