Berlin ändert sich rasant, Häuser werden renoviert, Häuser werden abgerissen, Häuser werden gebaut und zwischendrin und zwischenzeitlich gibt es Brachflächen.
Eine solche Brachfläche war das Gelände der ehemaligen Knorr-Bremse Aktiengesellschaft, die 1905 gegründet wurde.
Laut Wikipedia „bildete die Einführung der von Georg Knorr entwickelten Druckluftbremse K1 bei den Personenzügen der Preußisch-Hessischen Staatseisenbahnverwaltung die geschäftliche Grundlage“ des Unternehmens.
Was eine Druckluftbremse K1 ist mögen passionierte Eisenbahner wissen, ich weiß es nicht.
Dafür weiß ich, dass bis 1993 auf dem Gelände zwischen Schreiberhauer-/Kaskel- und /Hauffstraße in Lichtenberg Firmengebäude des VEB Berliner Bremsenwerkes gestanden haben, der Rechtsnachfolgerin der Knorr-Bremse Aktiengesellschaft in der DDR.
Ganz in der Nähe gibt es ein Straßenschild, das auf die Nähe der Knorr-Bremse zur Eisenbahn hinweist.
Die Brache wurde über mehrere Jahre von der Malerin Julia Sand beobachtet. 1993 wurden die Firmengebäude abgerissen und die Fläche verwandelte sich in eine ca. 10.000 qm große Brache, die dann im Jahr 2000 mit großen Baggern eingeebnet wurde.
Julia hat Bilder von der Brache und ihrem ständigen Wechsel gemalt, sie hat Fotos aufgenommen und sie hat Funde gesammelt,
die sie noch bis zum 27.11.2014 ausstellt. Julia kann viele Geschichten zu den Bildern und Fotos erzählen. Interessanterweise befinden sich unter ihren Funden, vielleicht bis auf zwei Porzellanscherben und das VEB-Schild, keine Hinweise auf die DDR.
Seit August haben sich auf dem Grundstück die Bagger versammelt und haben die letzten Reste, die an die Knorr-Bremse Aktiengesellschaft erinnern, herausgeholt. Archäologen werden in 100 Jahren, wenn sie keine Katasterpläne haben, nicht erkennen können, dass hier ein Traditionsunternehmen seinen Anfang genommen hat. Ob der geplante Neubau dann noch stehen wird, wage ich zu bezweifeln.
Wie bei Monopoly: es wird gekauft, verkauft, gebaut und wieder abgerissen.
Die Ausstellung „ein Fleckchen Erde“ kann von Dienstag bis Samstag von 12 – 18 Uhr in der Buchberger Straße 27 in Lichtenberg besichtigt werden. Derzeit empfehle ich die U-Bahn bis zur Magdalenenstraße zu nehmen, da man bis Montag nicht wissen kann, ob die S-Bahn bis zum Nöldnerplatz fährt. Julia ist anwesend und einen Tee bekommt man auch. Julias Ausstellung ist eine kleine Reminiszenz an einen Ort in Berlin, den es nicht mehr gibt.
Ein vorzüglicher Bericht, der hoffentlich viele Besucher in die Ausstellung von Julia nach Lichtenberg lo(c)kt! Die Ausstellung zeigt, dass auf einem Fleckchen Erde – einer sogenannten Brache – sehr viel Leben sein kann, das nun für eine gesichtslose Investoren-Architektur abgebaggert wird.
Liebe Grüße von Matthias
Passend zu deinem Artikel gab es heute in der Süddeutschen auch einen Artikel zum Thema „Brachen“ in Berlin: http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/589761/In-die-Leere-gegangen
Danke, Eva, für ein Stückchen – mal wieder von Dir sehr lebendig geschilderten und bebilderten- Berlin -(nicht nur-) Historie! Leider kann ich – mal wieder – (bis morgen!) nicht Julias ganz bestimmt sehenswerte Ausstellung besuchen. Einen kleinen Einblick hast Du ja ermöglicht. Auch dafür sei Dir gedankt!
Der von „Lockführer“ empfohlene Artikel in der Süddeutschen ist übrigens ebenfalls sehr interessant.