„B… weiß, was Frauen wünschen“

Fast 50 Jahre war dieser Slogan einer großen Elektromarke in fast allen deutschen Köpfen verankert, bis er 2004 nicht mehr politisch bzw. gender-gerecht war und durch den Spruch „Heute leben“ abgelöst wurde. Diese Werbebotschaft überstand aber noch nicht einmal zehn Jahre, denn 2013 wurde sie durch „Mehr als Technik“ abgelöst“.

Nun habe ich mir keine neue Spülmaschine von dieser oben genannten Firma gekauft, sondern von einer anderen großen Haushaltsgeräte herstellenden Firma, die ebenfalls mit „B“ beginnt.

Macht dies doch nichts, da fast alle Geschirrspüler baugleich sind und sich im Prinzip nur im Designdetail unterscheiden.

OK, kein Geschirrspüler, aber Elektroschrott

OK, kein Geschirrspüler, aber Elektroschrott

 

Schon beim Kauf wurde ich irritiert, fragte mich die Verkäuferin, ob ich Tabs oder Pulver zum Abwaschen benutze. Ich benutze Pulver, was die Verkäuferin sehr erfreute.

Schon seit Jahren benutze ich Pulver für die Spülmaschine, ist es doch ergiebiger und billiger, aber die Verwendung von Pulver hat auch noch einen müll-archäologischen Aspekt.

Der Hersteller meiner Spülmaschine weist seine Kunden – egal ob Männer oder Frauen – darauf hin, dass er oder sie doch am besten die Reinigungs- und Pflegeprodukte der Marke „finish“ benutzen solle, um ein optimales Reinigungsergebnis zu bekommen und Pulver ist dabei nicht vorgesehen. Ich bin verwirrt, wenn ich solche Hinweise lese und assoziere, dass ich mit einer bestimmten Automarke nur das Benzin einer bestimmten Erdölfirma tanken darf, damit mein Auto läuft wie geschmiert.

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Also, ich habe mich nicht an die Anweisung gehalten und auch erst recht nicht an das Ökoprogramm, welches der Gespirrspüler standardmäßig vorgibt. Käme ich jemals auf die Idee, dieses Programm laufen zu lassen, dann wäre der Geschirrspüler 3,5 Stunden blockiert. Ob dieses Programm wirklich die beste Ökobilanz hat, wage ich zu bezweifeln. Die nette Verkäuferin warnte mich schon bei Kauf des Gerätes vor diesem Programm und schlug vor, das Intensivprogramm 70° Grad zu benutzen, welches nicht nur schneller den Spülvorgang beendet, sondern auch gründlicher wäre.

Vorausgesetzt wird natürlich bei jedem Geschirrspüler, dass man ihn mit Salz und Klarspüler befüllt.

Ich habe den Geschirrspüler mit Pulver eines Ökoherstellers, Salz und Klarspüler eines No-Name-Produktes und mit dem 70°Grad Programm eingeweiht. Das Ergebnis war verheerend. Das Geschirr war nass und stumpf.

Ich erinnerte mich an eine weitere Aussage der Fachverkäuferin, die mir nämlich mitteilte, dass auch die Trockenfunktion, vermutlich aufgrund einer unsinnigen EU-Verordnung – standardmäßig nur sehr bedingt trocknet, man aber im Programm die Heizleistung erhöhen könne. Das habe ich dann auch getan. Zusätzlich habe ich den Härtegrad meines Wasser auf die höchste Stufe gestellt, welche meine Maschine zulässt und fleißig Salz nachgefüllt. Durch Zufall habe ich dann das Programm „Schnell 65°“ gewählt, welches nur 75 Minuten für einen Spülvorgang benötigt. Das hat funktioniert und das Geschirr ist nun auch trocken. Ich lasse das Geschirr jetzt nur noch mit diesem Programm laufen.

Aber zurück zu den Empfehlungen.

In fast allen Geschäften dominieren im Geschirrspülerregal die Reinigungstabs, Reinigungspulver muss hingegen richtig gesucht werden.

 

Jede einzelne Geschirrspültablette ist in einer Plastikfolie verpackt, die zum Spülvorgang nicht entfernt werden muss. Die Plastikfolie löst sich während des Spülvorganges auf und landet wo?

Die Firma Reckitt Benckiser bewirbt finish sogar damit, dass

  • „Dank der wasserlöslichen Schutzfolie kein Auspacken der einzelnen Tabs nötig ist“.

Frage: Warum muss so eine Reinigungstablette überhaupt eingepackt sein? Sind die Inhaltsstoffe der Tablette so aggressiv, dass man hinterher oder besser vorher die Hände in Palmolive badet, damit sie geschützt sind?

Tabs werden auch mit „all in one“ beworben:

  • „Die eingebaute Klarspül- und Salzfunktion spült alle Rückstände ab und löst Flecken und Beläge – für strahlend sauberes Geschirr“.

Frage: Warum muss ich dann noch zusätzlich Salz und Klarspüler in die Kammern der Spülmaschine füllen? Ein Versuch ergab, dass meine Spülmaschine überhaupt nicht über die Intelligenz verfügt, zu erkennen, ob ich nun „all in one“ Tabs verwende und deshalb keinen Klarspüler bzw. Salz zusätzlich in der Maschine benötige. Meine exklusive Spülmaschine meldet trotz des Gebrauchs von Tabs, dass sie an Salz- oder Klarspülermangel leidet.

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Schwieriger gestaltet sich der Versuch heraus zu finden, aus welchem Kunststoff die Folie hergestellt wird. Wenn ich richtig recherchiert habe, handelt es sich um PVOH (Polyvinylalkohol), ein thermoplastischer Kunststoff.

Nun bin ich keine Chemikerin und ich frage mich, was passiert mit der sich im Abwasser aufgelösten Folie? Einzig sicher bin ich mir, dass sie sich nicht in Luft auflöst und garantiert Rückstände in irgendeiner Form hinterlässt. Alles was einmal in der Welt war, findet sich in irgendeinem anderem Zustand wieder, nichts verschwindet, auch die Tab-Folie wird ihre müll-archäologischen Spuren im Abwasser hinterlassen. Vielleicht werden die Folienreste auch ins Meer geschwemmt und dienen dort den Meeresbewohnern als Nahrung. Möglich auch, dass feinste Partikel der Folie im Klärschlamm landen. Dazu schreibt das Bundesminsterium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit:

  • „Klärschlämme (aus Abwasser durch Sedimentation abtrennbare wasserhaltige Stoffe) stammen aus kommunalen Kläranlagen, in denen Abwässer insbesondere aus privaten Haushalte und vergleichbaren Einrichtungen gereinigt werden. Sie können insbesondere wegen ihres relativ hohen Stickstoff- und Phosphatgehaltes auf landwirtschaftlichen Flächen als Dünger ausgebracht werden, sofern sie nur geringe Schadstoffbelastungen aufweisen.“

In beiden Fällen, sei es, dass die Folienreste ins Wasser geschwemmt werden, sei es, dass sie als Dünger auf die Felder aufgebracht werden, bin ich geneigt anzunehmen, dass sie in der Nahrungskette landen und zukünftige Archäologen, wenn sie unsere Skelette untersuchen, sich fragen werden, warum sich die Gesellschaft des 20. und 21. Jahrhunderts von Kunststoffen ernährt hat.

Und zum Schluss noch zwei ökonomische Aspekte. Bereits im Jahre 2011 hat das Bundeskartellamt gegen zwei Tab-Hersteller eine Millionenstrafe wegen Preisabsprache verhängt. Aber abgesehen davon, dass die Geschirrspül-„Mafia“ sich abspricht, kann jeder nachrechnen, dass Geschirrspülpulver billiger sind als Tabs; das ist genauso wie mit den Kaffeepads.

Wer sich noch ein wenig mehr über den Gebrauch von Tabs oder Pulver informieren möchte, schaue doch auf die Seite der Stiftung Warentest, die sich auch schon diesem Thema angenommen hat.

Fazit: Geschirrspülmittelhersteller wissen vielleicht, was Frauen wünschen – aber im Sinne der heutzutage viel bemühten „Nachhaltigkeit“ sollten die Hersteller doch noch einmal die Schulbank drücken.

Ein Kommentar zu “„B… weiß, was Frauen wünschen“”

  1. Janne schrieb:

    Jan 26, 17 at 08:01

    Schön, wieder von dir zu lesen, Eva.
    Wir (fr)essen die Verpackung doch in jedem Fall mit, egal, ob über die Umleitung Klärschlamm oder direkt vom frischgespülten Teller…
    Lecker!


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