Unterwegs

Planten unsere Eltern- und Großelterngenerationen einen Ausflug, dann wurde schon Tage vorher überlegt, was zum Essen und zum Trinken mitgenommen werden sollte. Klassisch würde ich mal annehmen, dass es sich dabei um Kartoffelsalat mit Würstchen, Brötchen und Thermoskannen mit Tee oder Kaffee handelte – die Flasche Bier natürlich nicht zu vergessen.

1924 präsentierte Zille seine Wandervögel:

Zille-Wandervögel

Dem Bild ist zu entnehmen, dass weder to go-Essen, noch to-go Getränke mitgenommen wurden, sondern das gesamte Equipment, um sich ein warmes Essen zu zubereiten. Am Gürtel der zwei Frauen und dem Gitarre spielenden Mann sind Feldflaschen zu erkennen.

Aber die Zeiten ändern sich. Unterwegs in Berlins alter Stadtmitte konnte ich heute Scharen von Touristen erleben, die nur mit kleinen Taschen durch die Historie der Stadt flanierten. Restaurants, Bars und Cafés gibt es an jeder Ecke, so dass der ganze Ballast an Kochgeschirr bzw. an bereits zu Hause zubereitenden Mahlzeiten entfällt.

Ich hatte mir für den heutigen Tag, von dem ich schon im Voraus wusste, dass er länger dauern wird, zwei Stullen geschmiert und mitgenommen, aber ein Getränk hatte ich vergessen.

Unterwegs (5 von 6)

Also habe ich mich irgendwann in ein Restaurant begeben und einen Cappuccino to go bestellt. Warum to go? Ganz einfach: An einer großen Tafel an der Kaffeetheke des Restaurants stand klar und deutlich, dass alle Preise sich auf to-go beziehen und wer die gleichen Getränke im Restaurant geniessen möchte, zahlt einen Aufpreis von 50 Cent. Ich war schon etwas verwundert, gewähren doch mittlerweile alle möglichen Coffee-to-go-Verkaufsstellen einen Rabatt von 10 Cent, wenn man seinen eigenen Becher mitbringt.

Ich frage, warum to-go billiger ist als to-sit. Die sehr nette Eigentümerin oder Geschäftsführerin hatte sofort eine Antwort parat: to-go heißt 7% Mehrwertsteuer und to-sit 19 %, außerdem möchte sie das Restaurant für Touristen frei haben und der Abwasch des to-sit-Geschirrs bedeutet dann auch noch einen Mehraufwand an Energie.

Was sollte ich da noch sagen!?

Da es draußen nass und feucht war, fiel mir beim Hinausgehen doch noch eine Frage ein:

„Darf ich mich mit meinem Pappbecher  ins Café setzen und in Ruhe meinen Kaffee trinken?“

Ich durfte.

Die Entsorger dieser Pappbecher mussten ihren Kaffee anscheinend draußen konsumieren.

Aber auch Lebensmittel, die unterwegs genossen werden müssen entsorgt werden. Die hier abgebildete Entsorgung war für mich das heutige Highlight, so etwas hatte ich vorher noch nie gesehen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

On the road again

On the road again

2 Kommentare zu “Unterwegs”

  1. usch schrieb:

    Okt 11, 17 at 21:04

    ….also, wenn man in Natur (Feld, Wald und Wiesen)unterwegs ist, bin ich schon für mitgebrachten genussvollen Proviant, möglichst in minimaler und ökologisch abbaubarer, vielleicht sogar essbarer? Verpackung.
    In städtischen Gefilden bevorzuge ich eindeutig „to-sit“, auch mit 19%!
    Wie kann man nur mit Apfelgriebsen sein Fahrrad bremsen wollen?
    Die kann man doch aufessen, wo doch im Griebs die besten Inhaltsstoffe sind!

  2. Stefan Wenzel schrieb:

    Okt 17, 17 at 17:12

    Freuen über den Apfel würde ich mich nicht gerade. Aber eine kreative Lösung ist es doch. Immerhin liegt er nicht auf der Straße!


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