Die Folge einer Mülltrennung

Wie in jedem Haushalt, so zerbrach auch bei mir ein Trinkglas. Der schon mehrfach erwähnte Gatte, vollkommen unwissend in Bezug auf Mülltrennung, fragte, in welche Tonne denn nun dieser Abfall gehöre.

Wie es meine Leidenschaft zum menschlichen Müllverhalten nun so mit sich bringt, wusste ich natürlich, dass ein Glas zum Trinken nicht in die Glastonne, sondern in den Restmüll, sprich in die schwarze Tonne, gehört.

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Dort ist unser zerbrochenes Wasserglas auch letztendlich gelandet, denn irgendwann war der häusliche Restmülleimer voll …

Der Gatte bemerkte noch, dass wir aber aufpassen müssen, wenn wir unserem Restmüll endgültig eine Abfuhr erteilen und ihn dem Abfallentsorger zur Verfügung stellen.

Genau diesen Ratschlag habe ich nicht beachtet bzw. schlichtweg vergessen. Das Ergebnis war eine klaffende Wunde am linken Daumen, die dreifach genäht werden musste.

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Warum darf nicht jede Art von Glas in die Glastonne?

In die Glastonne dürfen nur Gläser, die als Verpackung gedient haben, also Marmeladengläser, Gemüsegläser, Senfgläser, Obstgläser, Getränkeflaschen. Aber bitte daran denken, dass auch diese noch einmal nach Farben getrennt werden müssen.

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Warum darf also das häusliche Wasserglas oder die zerbrochene Fensterscheibe nicht in den Glascontainer?

Antwort

Glas ist eigentlich unzerstörbar, – vorausgesetzt, wir lassen es nicht auf Fliesen fallen – so dass auch heute noch jede Menge Bleigläser vererbt werden. Welcher Glasbenutzer ist schon in der Lage, zu unterscheiden, ob es sich bei dem zerbrochenen Glas um ein Bleiglas handelt? Dies ist dem Laien nicht möglich. Die Recyclingindustrie ist natürlich nicht begeistert, wenn nun ihre Glascontainerlieferung mit einem Schwermetall kontaminiert ist. Also werden wir Verbraucher generell aufgefordert, zerscherbte Wasser-, Wein-, Sekt- oder Biergläser nicht im Glascontainer zu entsorgen, sondern in der Restmülltonne, wo man sich dann ganz herrlich daran verletzten kann. Das Problem der Schwermetallentsorgung liegt dann bei der Müllverbrennungsanlage.

Warum wir farbig trennen sollen, hat auch etwas damit zu tun, den Recyclingprozess positiv zu unterstützen. Jeder der schon einmal Wäsche gewaschen hat, weiß, dass man keine bunten Dinge mit weißer Wäsche in der Waschmaschine vergesellschaften sollte. Heraus käme dann nämlich der berühmte „Grauschleier“. Genauso ist es mit dem Glas. Je farblich sortenreiner die Containerlieferung, desto weniger Aufwand hat die Glasindustrie, wieder farbiges Glas herzustellen.

Statt nun zig-Mal um den Glascontainer zu tanzen, wie um das Goldene Kalb, um das Glas richtig sortiert zu entsorgen, könnte die Glasindustrie sicher auch Maschinen zur Sortierung einsetzen, aber dieser Aufwand ginge dann zu Lasten der Recyclingindustrie und die will Kosten sparen.

Nun könnte man natürlich fragen, ob all die vielen bunten Flaschen überhaupt notwendig sind? Einfacher wäre das Einschmelzen von Glas, wäre alles Glas von einer Farbe, damit würde das Trennen nach Farben der Vergangenheit angehören. Dies wäre wiederum garantiert nicht im Sinne der Getränkehersteller, wollen sie sich doch von einander unterscheiden – und sei es durch die Flaschenfarbe.

Übrigens, alle Glasflaschen, die nicht weiß, grün oder braun sind, gehören in die grüne Tonne!

Auch die Fensterscheibe dürfte von ihrer Glaszusammensetzung her gesehen in den Glascontainer, aber hier ist die Vermüllung der Glascontainerplätze nicht gewollt. Welche Fensterscheibe passt schon in die runden Öffnung eines Glascontainers? Deshalb gilt also auch hier, dass die Fensterscheibe in die schwarze Restmülltonne gehört. Dabei interessiert es natürlich niemanden, ob die Fensterscheibe in die häusliche Tonne passt oder erst einmal zerscherbt werden muss.

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Es hat also den Anschein, dass Probleme, die beim Kreislaufwirtschaftssystem auftreten, in nicht nachvollziehbarer Weise an die Verbraucher weiter gegeben werden.

Als Deutsche haben wir ja den Ruf die Müll-Trenn-Champions zu sein. Aus archäologischer Sicht war dies aber nicht immer so. Das berühmteste Beispiel ist im Reformationsjahr natürlich der Reformator selbst.

Luthers haben überhaupt nicht getrennt. Zum Glück, denn sonst könnten Archäologen heute nicht zu dem Schluss kommen, dass Federvieh und Schweinebraten auf dem Speiseplan der Familie standen, die sogar mit Messern gegessen wurden. Und auch schon Gläser zum Trinken wurden von der Familie genutzt – leider habe ich nicht heraus finden können, ob diese Gläser aus Bleiglas hergestellt waren.

Weggeworfen haben Menschen seit Anbeginn der Zeit. Müll ist ein sehr hohes Kulturgut, denn nicht umsonst spricht der Archäologe auf der Grabung nicht von Müllschichten, sondern von Kulturschichten.

Ein Kommentar zu “Die Folge einer Mülltrennung”

  1. Ulla schrieb:

    Apr 05, 17 at 07:28

    Interessant! Wenn das Glas die Restmülltüte durchschneidet und einen Ritz im Bein lässt – mir passiert – dann denkt man über die Entsorgung nach und über Alternativen. Hab aber noch keine gefunden und werfe zerbrochenes Glas weiter in die Glascontainer – das laute Scheppern meiner unzerbrochenen Weinflaschen erinnert daran, dass sie dann auch nur Glassplitter sind!
    Liebe Grüße
    Ulla


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