Conservare

Heute gibt es mal einen archäologisch angehauchten Beitrag. So wie Wörter aus unserem Sprachgebrauch verschwinden, so verschwinden auch Techniken, wie zum Beispiel das Einwecken.

In den Zeiten, als es noch keine Supermärkte gab, war der Mensch darauf angewiesen, seine Speisen haltbar zu machen, damit er während des Winters auch etwas zu essen hatte, denn schließlich hält Homo sapiens sapiens ja keinen Winterschlaf und der angefutterte Speck hält auch nicht lange vor, wenn es draußen kalt ist.

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Der Mensch entwickelte also Methoden, um seine Lebensmittel zu konservieren.

Eine sicher sehr alte Methode ist das Dörren von Fleisch und Fisch, man braucht dazu nur heiße Steine. Ebenso geeignet sind heiße Steine, um zum Beispiel Nüsse zu rösten. Auch das Räuchern hat sich sicher allgemeiner Beliebtheit erfreut. Als der Mensch sesshaft wurde und Ackerbau betrieb, war es wichtig, Getreide und anderes trocken aufzubewahren und so zu lagern, dass die Mäuschen nicht alles vor der Zeit wegfraßen. Pökeln in Fellen wird sicher auch praktiziert worden sein und nicht nur die Mongolen haben ihr in dünne Streifen geschnittenes Fleisch mürbe geritten. Im Winter gefangene Fische oder erlegtes Wild konnte man natürlich auch schon tieffrieren.

Aus Getreide kann man aber auch Brot backen. Nicht nur in der Vorzeit buk man Brot auf Vorrat, noch heute backen die Frauen von Iskilip (Türkei) im September das Winterbrot.

 

Die Erforschung von Techniken und deren Weiterentwicklung ist natürlich auch ein Betätigungsfeld für Archäologen, ein einfaches Beispiel dafür ist die Töpferscheibe. Wurden in grauer Urzeit die Gefäße aus Lehmwürsten aufgebaut, so wurde die Herstellung von Keramik mit der Erfindung der Töpferscheibe schon effizienter.

So verhält es sich auch mit dem Konservieren von Lebensmitteln.

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1810 erfand ein Engländer die Konservendose, die ein Segen für das Militär wurde, brauchten die Soldaten nun nicht mehr an Unterernährung sterben. Und bereits im 17. Jahrhundert ebnete unter anderem Otto von Guericke den Weg zum Einwecken. Dieses Wort geht sicher auf Johann Weck zurück, der den Einmachgläsern seinen Namen gab. In den letzten Jahren hat die Tradition, Lebensmittel einzuwecken, etwas abgenommen, haben doch Twist-off-Gläser ihren Einzug in den modernen Haushalt gehalten.

Auch ich konserviere schon seit Jahren meine Lebensmittel in Twist-off-Gläsern. Nur dieses Jahr hat das nicht so ganz funktioniert und viele Gläser waren nicht richtig verschlossen, so dass der Inhalt schlecht wurde. Nun hatte ich mir in der letzten Woche überlegt, zum klassischen Einkochen zu wechseln und habe deshalb heute versucht, einen Einweckautomaten zu kaufen bzw. erst einmal zu inspizieren.

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Mein erster Versuch in einem sehr bekannten Berliner Kaufhaus endete mit der Frage des Verkäufers, ob ich ein Gerät suche, mit dem man Joghurt herstellen kann. Der Herr war entweder des Kochens oder der diversen Konservierungsmethoden nicht kundig. Rückfragen bei einer Verkäuferin ergaben, dass keine Einweckautomaten im Sortiment vorhanden seien.

Der zweite Versuch fand in einem Haushaltswarengeschäft statt, auch dort wollte Mann mir eine Joghurtmaschine verkaufen.

Den dritten Anlauf unternahm ich in einem großen Geschäft, das neben Unterhaltungselektronik auch elektrische Haushaltswaren anbietet. Ich fragte also an der Information, ob sie denn auch elektrische Einweckautomaten führen. Diesmal bekam ich ein Laminiergerät angeboten.

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Vor meinem geistigen Auge sah ich, wie Erdbeeren zwischen zwei Plastikfolien gelegt werden und dann durch das Laminiergerät gezogen werden. Die Erdbeeren sind dann sicher platt, aber bestens konserviert, allerdings weiß ich nicht, wie lange die plastikverschmierten Erdbeeren bei dieser Methode haltbar sind.

Auch wenn Laminieren „etwas mit einer Schicht überziehen, um es zu schützen“ bedeutet, so ist dies doch sicher keine Methode, um Lebensmittel vor Schimmel und Keimen zu schützen und haltbar zu machen.

Alle drei Verkäufer waren wohl nicht gerade aufgeweckt, so dass es scheint, dass die Geschichte des Konservierens beim Dörren beginnt und vorläufig beim Laminieren endet.

Ich werde jetzt mein Quittenmus entweder im Ofen zu Quittenbrot trocknen lassen oder abermals in Twist-off-Gläsern einkochen/einwecken. Frage: Passen Quitten durch ein Laminiergerät?

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Eine kleine Einführung in die Welt des Konservierens findet man in dem Heft Es ist angerichtet, herausgegeben vom Deutschen Museum (München) und die Geschichte der Einweckgläser findet sich natürlich auch im Netz, die nichts mit Einweggläsern zu tun haben.

Ein Kommentar zu “Conservare”

  1. ursa schrieb:

    Dez 01, 15 at 22:05

    .. wenn Du ausprobieren möchtest, ob Quitten durch ein Laminiergerät passen: ich hätte noch 2-3 Stück! Ansonsten doch besser auf Herrn Weck zurück besinnen!


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