Zu schade für den Container

In der Studie „Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschläge zur Verminderung der Wegwerfrate bei Lebensmitteln in Deutschland„, vorgelegt von der Universität Stuttgart – Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft, sind es eindeutig die [privaten?]Haushalte, welche mit einem Mittelwert von 6.670.000 t [sechs Millionen sechshundertsiebzigtausend] pro Jahr die meisten Lebensmittel wegwerfen.

 

Heute konnte ich zum ersten Mal sehen, wie Lebensmittel im großen Stil entsorgt werden.

 

Ich habe noch nie geglaubt, dass es die privaten Haushalte sind, welche die Champions im Wegwerfen von Lebensmittel sind.

In der oben erwähnten Studie wird der Lebensmittelabfall der Großverbraucher mit einem Mittelwert von 1.900.000 t angegeben, der des Handel mit lediglich 550.000 t und der der Industrie mit 1.850.000 t. Selbst wenn man den Lebensmittelabfall dieser drei Gruppen addiert, erreicht man noch nicht den Spitzenwert der privaten Haushalte. Woran mag dies wohl liegen?

Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast

Ich zitiere mal aus der oben genannten Studie:

2.2.1 Lebensmittelindustrie

Für die Untersuchung im Bereich der Lebensmittelindustrie wurden zunächst vorhandene Studien und Statistiken ausgewertet. Mangels ausreichend verwertbarer Daten zu Lebensmittelabfällen in der Industrie wurde in Abstimmung mit der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) ein Erhebungsbogen zur Ermittlung der Abfallmenge erstellt. Die Verbreitung erfolgte über die BVE und die angeschlossenen Fachverbände. Ein überarbeiteter Erhebungsbogen wurde zusätzlich direkt an einen Großteil der Betriebe aus der Lebensmittelindustrie verteilt. Inhaltliche Rückmeldungen und Ergänzungen einzelner Unternehmen wurden bei der Überarbeitung berücksichtigt.

Toll, es liegen keine „ausreichend verwertbaren Daten“ vor und dann stützt sich die Berechnung auch noch auf die Selbstauskunft aus der Industrie.

2.2.2 Handel

Zunächst wurde vorhandene Literatur im Bereich des Handels (nationale und internationale Studien, Statistiken, etc.) ausgewertet. Eine Übertragen dieser Ergebnisse auf Deutschland fand unter Berücksichtigung der jeweils angewandten Methodik statt. Zur Verifizierung der gewonnen Datengrundlage wurden Fachverbände für den Einzelhandel und für Großmärkte sowie weitere relevante Akteure (u.a. Speiseresteentsorger) kontaktiert. Gewonnene Erkenntnisse aus diesen Expertengesprächen und ergänzenden Vor-Ort-Besichtigungen wurden hier berücksichtigt.

Wie in dem Film Taste the Waste von Valentin Thun sehr schön gezeigt, lässt sich der deutsche Lebensmittelhandel nicht in die Karten gucken – und nichts anderes sagt der Text über die Datengewinnung für die Studie.

Wie unschwer auf meinen Bildern zu erkennen, befanden sich die weggeworfenen Cocktailtomaten noch in der dreieckigen Plastikverpackung, wie sie in jedem Lebensmittelgeschäft angeboten werden, ich glaube kaum, dass im Großhandel so kleine Verpackungen eine Verwendung finden. Der Mangold und der Spinat – oder ist es Basilikum? – wurden aus den Sperrholzkisten ohne Verpackung in den Container geworfen.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat extra für uns End- oder Kleinverbraucher die Aktion Zu gut für die Tonne ins Leben gerufen. Mein Blick auf den heutigen Container erfordert aber die Aktion „Zu schade für den Container„.

Zu gut für den Container-5285

Zur Langfassung der Studie klicke man HIER. Dort sollen sich die „Berechnungswege und Datenquellen, welche für die einzelnen Betriebsarten herangezogen wurden“, befinden.

 

 

 

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