Schlaglochbeseitung

Bald wird die kalte Jahreszeit vorbei sein und die Spuren des Frostes werden jahresbegleitend im Asphalt der Berliner Straßen zu spüren sein.

Ich hoffe, dass niemand auf die Idee kommt, sich der Müllentsorgung von 1931 zu besinnen.

Müllabladestelle auf der Verkehrsstraße

Die Prenzlauer Promenade, die Hauptverbindungsstraße zwischen den Berliner Ortsteilen Weißensee und Pankow, ist augenblicklich das Kampfobjekt der Anwohner. Vor allem die Strecke zwischen der Kaiser-Friedrich- und Binzstraße befindet sich in einem Zustand, der die Anwohner der Promenade zu einer Eingabe an das Bezirksamt Pankow veranlaßt hat, in der gefordert wird, die Straße endlich verkehrsmäßig herrichten zu lassen, damit die vorhandenen Löcher und Sandberge nicht mehr zum Abladen von Müll benutzt werden, wie das bisher geschieht. (Vossische Zeitung Nr. 336 [Sonntag-Ausgabe] vom 19. Juli 1931)

Ich versuche mir vorzustellen, wie es aussehen würde, wenn alle Schlaglöcher Berlins mit Müll gefüllt wären …

Was die Sandberge betrifft, so können sicher alle Bauarbeiter Berlins ein Lied davon singen, wie schnell sich Bausandberge in Müllberge, mit den manchmal abstrusesten Gegenständen, verwandeln.

 

2 Kommentare zu “Schlaglochbeseitung”

  1. Usch schrieb:

    Feb 10, 12 at 21:10

    Ich finde die Idee, die Löcher mit Müll zu füllen, gar nicht so übel, wenn man darüber/da hinein noch eine ausgleichend-glättende Befestigungsmasse kippt. Auf diese Weise ist ein Teil des Mülls weg, und die Löcher sind materialsparend geschlossen.
    Man müßte nur vorher alles in Augenschein nehmen, was da in den Löchern verschwindet, um ggf. archäologisch oder/und künstlerisch wertvolle Gegenstände retten zu können.

  2. Zwerg N. schrieb:

    Feb 16, 12 at 15:24

    Der Artikel der Vossischen Zeitung erinnert mich an die Straßenlage in der ehemaligen DDR. Straßen außerhalb der Durchgangsstraßen bestanden sehr häufig aus einfachem Sand, eben: märkische Streusandbüchse. Und es reihte sich Schlagloch an Schlagloch. Es gab sehr wenig Autos, insoweit spielte Verkehrsberuhigung keine wesentliche Rolle, aber auch für Fußgänger war der Weg beschwerlich. Von Zeit zu Zeit faßten sich einige der Anwohner ein Herz und füllten einige Löcher mit Steinen (hatte man in der Regel genug im Garten)und Sand aus. Der Erfolg war insoweit lediglich von kurzer Dauer – das nächste Schlagloch bildete sich daraufhin in unmittelbarer Nachbarschaft.
    Für den innerstädtischen Bereich erscheint der Müll-Auffüll-Gedanke verlockend und einfach. Und: Ich hätte Angst vor unliebsamer Entsorgung gewässergefährdender Substanzen auf diese Weise.
    Zwerg N.


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