Die Wiedergeburt vergangener Berufe

Heute morgen schaute ich aus dem Fenster und sah einen älteren Mann, bekleidet mit einer Warnweste, der einen Karren vor sich her schob. Bei genauer Betrachtung des Karrens konnte ich erkennen, dass auf dem Karren ein alter Stuhl, ein Fernseher und andere Dinge lagen. Der Mann war nicht von der BSR!

Leider bin ich nicht nach unten gelaufen und habe ein Foto gemacht. Deshalb hier das Foto eines Lumpensammlers um 1920, der sich mit seiner Frau zur Arbeit begibt.

 

 

Fotonachweis: Bundesarchiv, Bild 102-08773 / CC-BY-SA

Der von mir beobachtete Mann war eindeutig ein Schrottsammler. Ein Beruf, von dem ich dachte, er sei ausgestorben.

Pfandflaschensammler gehören ja mittlerweile zum Stadtbild und fallen nicht mehr besonders auf. Aber anscheinend beflügeln die auf dem Trottoir abgelegten Dinge die berufliche Kreativität und längst vergangenene Berufe erfahren eine Renaissance.

Abgesehen von Fernsehern

 

bieten auch die vielen Fahrradleichen in der Stadt den potenziellen Schrottsammlern ein einträgliches Auskommen.

 

 

Fündig geworden wäre der Schrottsammler in der letzten Woche auch in meiner Berliner Lieblingsstraße. Es gab jede Menge Kühlschränke.

 

 

Zu finden war ebenfalls eine nicht geringe Anzahl an Sitzgarnituren, die der Aufarbeitung und nicht der Entsorgung durch die BSR harrten. Vielleicht sollte man mal darüber nachdenken, den vom Aussterben bedrohten Beruf des Polsterers zu reanimieren. Menschen, die an diesem Beruf Freude haben, werden in Berlin garantiert nicht arbeitslos.

 

 

Und auch ein Lumpensammler wäre nicht leer ausgegangen.

 

Lumpensammler und Schrottsammler sind aus dem Stadtbild verschwunden. Die Lumpensammler wurden durch die überall in der Stadt stehenden Altkleidercontainer ersetzt

 

 

und der Schrottsammler durch die orange Wertstofftonne, die seit Anfang dieses Jahres zur gelben Tonne degradiert wurde.

 

 

In die gelbe/orange Tonne darf jetzt nur noch kleinteiliger Schrott wie zum Beispiel: Besteck, Töpfe, Werkzeug, Schrauben und Alufolie

Wer heute seinen Metallschrott los werden will und damit meint die BSR „ausgedienten Hausrat, der überwiegend aus Metall besteht. Hierzu zählen Metallregale, Bettgestelle, Fahrräder, Metallbadewannen, Heizkörper, Leitern, Spülen, Metallrohre etc.“, muss entweder die BSR anrufen, damit der Schrott abgeholt wird oder ihn selbst zu einem der Recycelinghöfe bringen. Beides ist kostenpflichtig. Schrottsammler und Lumpensammler sind da kostengünstiger.

Noch eine kleine Anmerkung: Die von den Lumpensammlern erworbenen alten Kleidungsstücke wurden nicht nach Afrika geschickt oder als Second Hand verkauft, sondern in die Papierfabrik gebracht.

 

3 Kommentare zu “Die Wiedergeburt vergangener Berufe”

  1. Fiffi schrieb:

    Feb 05, 13 at 19:31

    Hi Eva, echt Schreck wo sich alles Müll sammelt. Ich habe sogar mal ein Sofa und einen Esstisch vor einen Haus gesehen!

  2. Usch schrieb:

    Feb 10, 13 at 20:07

    Hier in der UM sind mir übrigens – seitdem ich hier bin – „Profi“-Schrottsammler bekannt, aber sicher weißt Du das und kennst sie auch.
    Als ich noch in einem Land lebte, wo es keinen Überfluß gab, holte ich mir einen Teil meiner Möbel von der Straße, wo diese als Müll abgelegt waren. (2 Sessel stehen heute noch i.d. Brennerei!) Ich denke, dass damals die Grobmüllsammelaktionen auch so angelegt waren, damit sich Leute davon noch etwas brauchbares holen konnten. Ja, Mangelgesellschaft, da wurde fast alles verwertet. Übrigens, dieses ist extrem in Vietnam, so jedenfalls in den 80ern, da stellte ich die totale Weiter-Verwertung von ALLEM fest, es gab keinen Müll!
    Sorry, ich bin wohl ziemlich am Thema vorbei, aber das fällt mir dabei eben so ein!
    Es ist eben nicht alles Müll, was so genannt wird!
    Packard läßt grüßen, oder?!

  3. Tonnenwicht schrieb:

    Feb 11, 13 at 23:51

    Mit welcher Begründung gibt es eigentlich in Berlin keinen Sperrmülltag? Profitieren von diesem Missstand eher die BSR oder eher die Möbelhäuser?


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