Farbenlehre – Ein Selbststudium

4 Uhr Tee

Gestern war ich in einem Restaurant und habe einen Tee getrunken. Der Tee war in einem kleinen Papiersäckchen, an dem sich wiederum ein Pappstreifen befand, der nicht nur zeigte, wie lange der Tee ziehen soll, sondern der auch dazu gedacht war, dass ich den Teebeutel elegant in das Glas Wasser eintunke. Praktisch! Um an den Teebeutel zu gelangen, musste ich ihn erst aus seinem grünen Cellophan-Mantel befreien.

Zum Glück war die Entsorgung der Reste dieser Tasse Tee nicht mein Problem, aber ich habe mir überlegt, in welchen Tonnen die übriggebliebenen Materialien zu entsorgen wären.

Der eigentliche Tee gehört vermutlich in die Biotonne, das Pappetikett in die Papiertonne und die Cellophanhülle? – gehört die nun in die Restmülltonne oder in die gelbe Tonne? Ich weiß es nicht.

Überhaupt, ich schreibe hier was von Cellophan. Erstens weiß ich gar nicht genau was Cellophan überhaupt ist und zweitens weiß ich nicht, ob die durchsichtige Folie, die als Fenster an Pappverpackungen verwendet wird, überhaupt Cellophan und nicht irgendein anderes chemisches Kunstprodukt ist.

Aber bleiben wir beim Tee.

Loser Tee wird in der Regel in Papiertüten angeboten, wobei allerdings einige Anbieter die Papiertüte nochmals mit einem „Cellophan“-Mantel verschweißen, der so schön knistert. Verschlossen werden diese Papiertüten oft mit einem ca. 7 mm breiten Papierstreifen von ca. 15 cm Länge, einem Clip. In diesen Papierstreifen sind an den Langseiten zwei dünne Drähte eingearbeitet.

Kann mir mal jemand verraten, wie dieser Papierstreifen zu entsorgen ist? Muss ich eine Schere nehmen und die Drähte abschneiden, damit die Drähte in die Wertstofftonne und das Papier in die Papiertonne wandern?

Entsorgung

Die Entsorgung aller Arten von Abfall hat in farbige Tonnen zu erfolgen. Die Farben erlauben es, schnell und ohne viel Federlesen, die richtige Tonne für den Abfall auszuwählen. Die Hinterhöfe sind voll gestellt mit braunen, grünen, weißen, gelben, schwarzen, blauen und nun auch noch mit orangen Tonnen. Wo bleibt da noch Platz zum Spielen für Kinder?

Die logische Konsequenz aus den vielen Tonnen im Hinterhof lautet, dass mindestens eine der genannten Farbtonnen auch in den Wohnungen stehen muss. Wo bleibt da noch der Platz zum Leben? Vielleicht könnte man ja auch die Tonnen als Sitzgelegenheit verwenden, sollte die Wohnung nicht gerade groß sein.

Im Sinne der Nachhaltigkeit soll also auf Teufel komm raus sortiert und getrennt werden, damit viele dieser Verpackungsmaterialien wieder in den Produktionskreislauf zurückgeführt werden können und die Abfallentsorger damit ein zusätzliches Geschäft machen können. Ich als Verbraucher werde gezwungen, nicht nur die mehr oder weniger aufwändigen Verpackungen mitzukaufen, sondern diese auch noch kostenlos – ohne Mindestlohn – für die Abfallentsorger aufzubereiten.

Früher gab es Lumpensammler, Schrotthändler und SERO, die für Altmaterial bezahlten und für die man nicht kostenlos arbeiten musste.

In Rendsburg gewann beim Regionalentscheid „Schüler experimentieren/Technik“ ein 13-jähriger den ersten Platz für ein Programm, das anhand der Strichcodes auf den Verpackungen die jeweilige farbige Tonne zur Entsorgung bestimmen kann.

Vielen wird diese innovative Erfindung gefallen, mir macht sie Angst. Vermutlich bekommt demnächst jeder Haushalt so ein Müll-Verpackungs- und Überwachungs-Lesegerät, damit der Abfall in der richtigen farbigen Tonne landet.

Ich will mich nicht den ganzen Tag mit der Frage beschäftigen, in welche Tonne was gehört und ich will auch nicht die Mehr-Materialien-Verpackungen permanent auseinanderreißen und darauf achten, das sie in der richtigen Tonne landen. Ich will Biomüll im Winter nicht noch mal extra in Papier einwickeln, damit die ganze Sosse nicht den Erfrierungstod in der braunen Tonne erleidet.

Der einzig gangbare Weg im Sinne von Nachhaltigkeit besteht darin, keinen Müll zu produzieren und wer nicht trennen will, dem sei empfohlen, das ganze Verpackungsmaterial in den jeweiligen Geschäften zu lassen.

Ich bin gespannt, ob das neue Kreislaufwirtschafts– und das noch zu verabschiedende Wertstoffgesetz solche Blüten treibt, wie das Pfandgesetz. Niemand blickt durch und demnächst stehen nicht nur Pfandflaschen auf den Wegen, sondern auch …

5 Kommentare zu “Farbenlehre – Ein Selbststudium”

  1. Renate Neumann schrieb:

    Feb 18, 12 at 19:40

    Diese, für mich etwas kleineren Probleme bei der Trennung von Müll, beängstigen mich nicht so sehr. Ich finde es viel schlimmer, dass Medikamente nicht mehr in den Apotheken abgegeben werden können und nun offiziell in dem Müll landen, was für Mensch und Tier viel schwerwiegendere Folgen haben wird.

  2. Eva Becker schrieb:

    Feb 18, 12 at 22:14

    Mittlerweile gibt es im Netz jede Menge Tipps, wie man seinen Bio-Müll vor dem Erfrieren rettet!

    Hier ein Beispiel:
    http://www.augsburger-allgemeine.de/neuburg/Wenn-s-dem-Biomuell-zu-kalt-wird-id18826166.html

  3. Fleißiges Lieschen schrieb:

    Feb 20, 12 at 16:26

    Liebe Eva,
    für Deinen Hinweis auf den kalt werdenden Bio-Müll bin ich wirklich dankbar. Ich sorge gern für meinen Müll und die ordnungsgemäße Entsorgung. Gern werde ich fürderhin die Bio-Müll-Tonnen besser hegen. Leider muss ich dazu in die Nachbarschaft gehen, unsere Bio-Tonnen sind jetzt entsorgt worden. Aber unsere Straße ist lang genug. So muss ich mich nicht so lange vor dem Fernseher langweilen.
    Vielen, vielen Dank,
    Liese

  4. Eva Becker schrieb:

    Feb 20, 12 at 17:49

    Hallo Renate,
    ich habe mich mal in meiner Apotheke sachkundig gemacht. Medikamente können natürlich weiterhin in Apotheken abgegeben werden. Dies ist aber ein Service der jeweiligen Apotheke. Im Mai 2011 hat die Firma Remedika die Preise für die Altmedikamentenentsorgung so stark angehoben, dass die meisten Apotheken ihre Verträge mit der Firma gekündigt haben. Meine Apothekerin nimmt weiterhin die Altmedikamente entgegen und fährt einmal im Monat zum Brunsbüttler Damm, um die Medikamente dort auf dem Wertstoffhof der BSR in der Restmülltonne zu entsorgen. Sie bietet diesen Service an, weil sie genau wie du der Ansicht ist, dass Medikamente nicht in frei zugängliche Restmülltonnen gehören. Auf jeder Medikamentenpackung steht drauf, dass das jeweilige Medikament nicht in die Hände von Kindern gehört, darf aber in frei zugänglich in jede Restmülltonne. Auch habe ich gerade im Netz gelesen, dass es Menschen gibt, die ihre Altmedikamente im Klo herunter spülen. Dafür finde ich keine Worte. Mein Vorschlag, such dir eine Apotheke, die weiterhin die Altmedikamente entgegen nimmt und entsorgt.

  5. Ein Müllverwirrter schrieb:

    Feb 22, 12 at 11:26

    Hallo Eva,
    wieder einmal hat Dein analytischer Verstand zugeschlagen und uns erneut wachgerüttelt. Leider sind bestehende und in Arbeit befindliche regionale und überregionale Gesetze und Verordnungen für den Laien nicht mehr faßbar und damit ein Tummelplatz für Wirtschaftsjongleure und deren Lobby im politischen Raum. Was mir fehlt, ist die Entwicklung einer gemeinsamen Strategie auf der Basis einer anerkannt sowohl wissenschaftlichen, als auch wirtschaftlichen Technik. Eine Technik und deren praktischen Einsatz verfolge ich seit einigen Jahren und möchte sie mit der folgenden Adresse vorstellen:

    http://www.herhof.com/de/geschaeftsbereiche/trockenstabilat/herhof-trockenstabilat-verfahren.html.

    Mit Grüßen verbleibt

    Ein Müllverwirrter


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